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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

  • AutorenbildFabian Kremser

Rauschgift

Rebellion ist etwas, das uns im Blut liegt. Nicht die Form, bei der wir auf die Strasse gehen und mit Steinen schmeissen, sondern, und damit wären wir wieder beim Thema, die Form, bei der wir uns gegen unsere Eltern auflehnen, gegen ihre Regeln verstossen und provozieren, dass sich die Balken biegen. Alles in der Hoffnung… ups. Da wären wir wieder: wahrgenommen zu werden. Für voll genommen zu werden. Zu zeigen, dass man "würdig" ist, als eigenständiger Mensch angesehen zu werden.

Zugegeben, die meisten Eltern tun das irgendwann so oder so. Trotzdem ist das Bedürfnis, uns mit ihnen anzulegen, irgendwo tief und genetisch verankert und die Formen, die das annimmt, sind mannigfaltig. In meinem Fall waren es leichte Drogen und harte Musik.


Wobei, Drogen. Alkohol. Nikotin. Dann irgendwann mal Haschisch. Das war's. Und natürlich kann man sagen, dass das, ja, doch, definitiv Drogen waren und sind und dass es alles andere als gut ist, wenn man sie als Teenager ausprobiert. Unterschreibe ich auch sofort. Das Ding war nur, dass sie mir nie explizit verboten wurden.


Die Hoffnung war da wohl, dass das Zeugs uninteressant bleiben würde, wenn es nicht mit dem Reiz des Verbotenen versehen wurde. Leider stimmte das nicht, denn ich hatte irgendwo die Idee, dass ein kompletter "Absturz" ein definitiv gründlicheres "Bad Boy"-Image zementieren würde als es gute Schulnoten und frühes Aufstehen täten.


Ich greife mal etwas vor: da lag ich falsch.


Und: so schlimm, wie es klingt, war es wohl nicht. Ich hatte mit 13, 14 nicht etwa ein Drogenproblem. Vielmehr WOLLTE ich eines. Doch irgendwas hielt mich dann doch zurück. Vielleicht die Tatsache, dass ich den Rausch an sich nicht halb so toll fand wie der Schock auf den Gesichtern gleichaltriger, wenn sie mich mit einer Flasche Bier in der Hand sahen (was vielleicht zwei, dreimal in einem sehr, sehr kleinen Kreis vorkam). Oder dass ich nicht ansatzweise so gerne kiffte als wie ich den Adrenalinrausch genoss der sich in mir breit machte, wenn ich die von meinem Nachbarn im Dachboden zum Trocknen aufgehängten und dann vergessenen Hanfblüten an meine Mitschüler vertickte, um mein Taschengeld aufzubessern. Vor allem, weil ich vorderhand der "Saubermann" WAR und mich in der Schule damals wohl wirklich niemand auf dem Schirm hatte, zwischen Garderobe und Toilette mit Hand zu dealen.


Doch dann kam der Sport in mein Leben und das ganze Thema wurde schnell… uninteressant? Heute denke ich, dass ich damals schlicht keine Idee hatte, was ich mit meiner Zeit anstellen sollte und da ich mich oft sehr, sehr einsam fühlte, suchte ich Kontakt mit der Gesellschaft, die ich finden konnte. Dass das nicht die beste war, merkte ich nicht oder es war mir egal. Hauptsache, irgendwo ein wenig wahrgenommen werden…


Als ich aufhörte, diesen Blödsinn anzustellen und mich mehr auf mich, sprich, den Sport und damit das, was mich erfüllte und mir Spass machte, zu konzentrieren, änderte sich das alles auch. Und zwar ohne dass ich etwas dafür tun musste. Schon gar keine Regeln brechen.

Das einzige, was ich mir ab da noch zuschulden kommen liess war, dass ich in den kommenden Jahren mehr als einen Sportlehrer gehörig nervte, wenn ich die (meist Fussballbesessenen) Lehrkörper im 12min-Lauf schlug. Doch das stärkte mein Ego auf eine Weise, wie es kein einziger Schwachmatendeal hinter der Hecke des Schulareals jemals vermochte…


Mein Ausflug in die Welt der Drogen war früh, kurz und schnell wieder vorbei. Und ja: heute würde ich anders handeln. Ich war ein Depp, der für ein wenig Aufmerksamkeit von anderen Deppen sehr, sehr viel riskierte und ich bin dankbar dafür, dass mein Tun damals nicht aufflog. Wer weiss, wo ich sonst heute wäre…


Gibt es hier eine Moral? Nun, vielleicht: Lasst euch nicht auf ein allzu tiefes Niveau herab, wenn ihr euch einsam fühlt. Wenn ihr merkt, dass ihr wieder und wieder Dinge tut, die ihr eigentlich nicht tun wollt und das nur, weil ihr euch einredet, dass ihr dadurch Freunde gewinnt, dann sucht euch Hilfe. Und das meine ich ernst. Redet mit anderen, redet mit Lehrern, redet mit Eltern. Lasst es nicht so weit kommen, wie ich das damals tat. Ich hatte Glück. Anderen aus dieser Zeit erging es anders. Und wenn ihr euer Glück herausfordert… da habt ihr schlicht keinen Garant, zu gewinnen.


Herzlich,

Fabian


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