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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

AutorenbildFabian Kremser

Verantwortung

My Body, My Choice. Das unterschreibe ich sofort. Ich bin mehr und mehr jedoch der Ansicht, dass wir da noch etwas hinzufügen sollten: My Body – My Responsibility. Mein Körper – Meine Verantwortung.

Die letzten anderthalb Wochen haben mir wieder einmal deutlich vor Augen gehalten, wie schnell man aus einem eigentlich guten Rhythmus herausfallen und in Bahnen geraten kann, die einem nicht guttun. Und es ist immer wieder oh, so verlockend, da irgendjemandem die Schuld für zu geben.


Und ja! Manchmal gibt es tatsächlich Umstände oder Menschen, die aktiv dazu beitragen, dass wir in etwas hineingeraten, das wir eigentlich nicht wollten und das uns und unserer Gesundheit alles andere als zuträglich ist. Natürlich! Doch hat man eigentlich immer die Möglichkeit, dort wieder…


Nein, halt. Das stimmt nicht. Es ist durchaus auch möglich, dass man eben NICHT mehr ohne Hilfe herauskommt, da man in diesem Strudel wörtlich nicht mehr geradeaus denken oder sehen kann. Also dreht man sich immer weiter und alles, was man tut, trägt nur zur Verschlimmerung der Situation bei anstatt einen Punkt zu bilden, von dem man aus abspringen und etwas verändern könnte. Doch ich denke auch, dass das nicht unbedingt die Norm ist und dass die meisten Menschen in den meisten Fällen etwas tun könnten, um sich selbst aus der Misere zu ziehen. Wenn sie es denn wollten…


Und genau hier wird’s schwierig. Ich glaube kaum, dass sich jemand, der nichts in seinem Leben ändern will, tatsächlich wohl fühlt, wenn es ihm in der Lebenssituation schlecht geht. Das mag, glaube ich, kaum einer.


Für Menschen, die aktiv an ihrem Leben arbeiten, wirklich arbeiten, ist es oft schwer bis unmöglich, für so etwas Verständnis aufzubringen. Warum TUN die denn nichts? Es ist doch so einfach!


…nein, ist es nicht, und hier möchte ich mich für all jene stark machen, die sich in einer solchen Situation befinden, masslos überfordert sind damit und nicht mehr aus ihrem Strudel herauskommen. Das gibt es leider und es ist echt eine miese Sache. Das Einzige, das man als Aussenstehender da tun kann ist, für die Personen da zu sein, Empathie zu zeigen und, auch wenn es paradox klingt, nicht zu versuchen, ihre Probleme für sie zu lösen, denn das überfordert und stresst sie nur noch mehr.


Es bleibt ein Teil übrig, bei dem das tägliche Schlecht-Gehen allerdings zu etwas geworden ist, das man schon fast wie die eigene Identität braucht. Es gibt einem… das Gefühl, Aufmerksamkeit zu bekommen. Mitleid zu bekommen. Wahrgenommen zu werden.

Richtig schlimm wird das, wenn sie sich noch dazu mit Menschen umgeben, die ihrerseits wieder von ihrem Elend profitieren: solange es XY so schlecht geht, bin ich ja gar nicht so schlecht dran! Und: solange XY an ihrem / seinem Ort bleibt, brauche ich keine Angst zu haben, auf einmal alleine dazustehen, also bekräftige ich ihn / sie gerne noch im Elend. Richtig, das ist WIRKLICH mies, du armer, du ärmste, das ist scheisse! (Was BIN ich froh, geht es dir so und nicht mir! Fertigpizza heute Abend?)


Und doch… was daraus entstehen kann, ist definitiv ungesund. Irgendwann kann es nämlich dazu kommen, dass man beginnt zu erwarten, dass der Arzt für die eigene Gesundheit zuständig ist. Der Arzt soll mir die richtige Medizin geben, verdammt! Der Arzt soll mir sagen, was ich essen soll (nicht WIE! WAS!). Der Arzt soll mir sagen…


Gibt man die Verantwortung über den eigenen Körper so ohne Weiteres ab, hat man kaum mehr eine Chance, sie wieder zurückzuholen. Zu Beginn mag das entspannend sein, ja, bequemer, doch irgendwann wird man abhängig davon, dass einem gesagt wird, was man tagein, tagaus tut. Die Autorität wird vermeintlicher Kompetenz zugesprochen, die eigene Meinung dazu aus den Chören der Schnell-, Meinungs- und Einbildung durch Youtube-Kanäle und Buschtelefon gebildet.


Auch wenn das ein wenig denunzierend klingt, ist es nicht so gemeint. Vielmehr habe ich durchaus Verständnis dafür, wenn man in einer gesundheitlichen Zwickmühle steckt. Ich würde mir nur wünschen, dass die Verantwortung über das eigene Wohlergehen nicht so pauschal als etwas angesehen wird, das in den Händen von Ärzten und Versicherungen liegt. Und wenn ich jemandem dabei helfen kann, hier etwas umzudenken, freue ich mich natürlich.


Herzlich,

Fabian


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