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Whatsaaaaaap!

Autorenbild: Fabian KremserFabian Kremser

Ich gebe zu, diese Scary Movie-Referenz ist abgedroschen und lässt vielleicht den einen oder anderen auch etwas alt fühlen (mich zum Beispiel), aber sie bot sich an. Wobei es mir heute nicht um diese Verballhornung eines Horrorfilms geht.

Wobei, Horrorfilm. Ha. Als die Scary Movie-Reihe in die Kinos kam, war ich ein Teenager und ich mag mich erinnern, dass ich drei dieser Streifen gesehen habe, bis ich einmal das diesen Slapstick-Komödien zugrunde liegende Original in die Finger bekam. Scream hiess das. Und ich weiss noch genau, wie ich damals mindestens bis zur Hälfte des Films nicht sagen konnte, ob das jetzt eine weitere Veräppelung dieses Genres war oder ernst gemeint.


Wie dem auch sei, hier soll es heute nicht um die Filme aus den frühen 2000ern gehen, sondern um dieses kleine, unterdessen auf den meisten Telefonen installierte Programm namens "WhatsApp".


An die Jüngeren da draussen: ob ihr es glaub oder nicht, doch es gab eine Zeit, zu der eine Textnachricht noch etwas kostete, je nach Anbieter unterschiedlich viel oder wenig. Man musste also einteilen, wem man was tippte.


Heute sind die kurzen Messages dermassen verbreitet und durch Flatrate ihres Inhalts beraubt, dass das Telefon zur Standleitung geworden ist.


Nicht, dass ich WhatsApp per se nicht mag. Ich verwende es sowohl privat als auch beruflich und weiss seine Vorzüge durchaus zu schätzen. Ja, ja, Datensicherheit und so weiter, aber mal ehrlich: wer glaubt, dass sich Facebook, Google und wie sie alle heissen tatsächlich einen Dreck um Dinge wie Datenschutz und Privatsphäre kümmern, glaubt auch noch an den Weihnachtsmann (Also an Coca-Cola. Hm...). Es bringt auch nichts, alle paar Monate einmal irgendeinen Post zu teilen, in dem man den zuvor bereits x-mal zugestimmten Geschäftsbedingungen auf einmal widerspricht. Auch wenn es eine schöne Vorstellung ist: sorry. Was da einmal drauf ist, bleibt es auch und gehört nun einem Herrn Zuckerberg, der prinzipiell damit machen kann, was immer er will. Allerdings interessiert er (oder die Entitäten, an die jene Daten meistbietend verhökert werden) sich kaum dafür, was du, ja DU, übers Internet verteilst. Auch bei mir nicht. Und wenn ihr auf Nummer Sicher gehen wollt, gibt es ein ganz einfaches Rezept: verschickt nichts übers Handy, das ihr nicht auch guten Gewissens an die nächste Plakatwand kleben würdet.


Was mich an dem Ganzen jedoch ein klein wenig abschreckt ist, wie schnell und einfach man das Ganze zur absoluten Selbstverständlichkeit werden lässt.


Es ist so schnell passiert, dass das erste und letzte eines jeden Tages ist, dass man irgendwelche Nachrichten ansieht, sich durch Statusmeldungen scrollt und hier und dort noch Emojis verschickt.


Ach ja, die Statusmeldungen.


Da muss ich mich ja schuldig bekennen, das ist ein kleines "Guilty Pleasure" meinerseits. Es gibt in meiner Kontaktliste nämlich Menschen, mit denen ich zwar eigentlich keinen Kontakt (mehr) habe, die jedoch trotzdem bereitwilligst alles Mögliche mit der ganzen Welt teilen.

Manchmal ist das einfach nur schön. Ich freue mich jedes Mal, wenn jemand seine Eindrücke von einer Reise teilt oder auch einfach, wie er oder sie Spass am Leben hat. Davon gibt es meiner Meinung nach viel zu wenig, das dürfte ruhig mehr sein. Solche Einblicke lassen mich hoffen, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt, durch den wir seit bald zwei Jahren ziemlich navigationslos steuern. Ich sehe gerne, dass es da draussen doch noch Menschen gibt, denen es gut geht, die ihren Weg gehen und die offensichtlich alles tun, um glücklich zu sein und das auch mit ihren Mitmenschen teilen. (Ich versuche das auch, behalte das Meiste aber für mich. Vielleicht bin ich einfach schon zu alt dafür, um mich auf digitalem Weg permanent mitzuteilen. (Ha! Sagt der Typ, der hier seit drei Monaten täglich seinen Senf ausposaunt!) Vielleicht ist es auch einfach so, dass ich mir absolut bewusst bin, dass es ein eher einseitiger Genuss ist, wenn ich hier mit einer Tasse Kaffee vor mich in tippe, während mir Naglfar die Grütze aus der Rübe brüllen).


Doch es gibt noch andere. Und das sind die, an denen ich mich in einem Masse amüsieren kann, das alles andere als nett, emphatisch oder sonstwie gesellschaftstauglich ist. Zum Beispiel passiv-aggressive Statusmeldungen. Ich liebe sie!

Sätze wie "Ah, du willst keinen Kontakt? Warum schaust du dann immer wieder meinen Status an?" oder "Wahre Freunde erkennt man daran, dass sie sich auch mal von sich aus melden!"... das sind wahre Perlen.


Nicht, dass ich die Emotionen dahinter nicht verstehen könnte. Wer sich hier immer wieder mal eingeklinkt hat, dürfte mitbekommen haben, dass ich mich hin und wieder auch sehr einsam und verlassen fühle. Das ist nicht schön. Und wenn die einzige Möglichkeit, damit umzugehen die ist, seiner Verzweiflung über die Statusfunktion von WhatsApp Luft zu machen, dann entschuldige ich mich aufrichtig bei denjenigen, denen es so geht.


...dürfte aber selten der Fall sein, mal ehrlich. Denn meistens sind das exakt die gleichen, die in diesen Statusmeldungen all das tun, was man eigentlich NICHT tun sollte. Bilder ihrer Kinder im Badeanzug zu streuen zum Beispiel ist etwas, das meiner Meinung nach jeder Vernunft entbehrt. Ferienorte und -Dauer grossflächig anzukündigen ebenfalls. Und nicht zuletzt (wobei das weniger in die No-No - Kategorie fällt) ein konstanter Strom von "ich-halt-du-halt-nicht" - Meldungen, die alle, die es lesen, davon überzeugen sollen, dass man im Teletubbieland lebt und einem beim Pupsen Regenbögen aus dem Hintern flattern. Kommt da nicht genug Rückmeldung, kippt der Ton und die ganze Welt ist böse, blöd und ignorant (wenn man das letzte Wort denn kennen würde).


Das sind Dinge, an denen sich mein kleines, zynisches Ich eine Zeitlang ergötzen kann. Doch unterm Strich denke ich mir auch da... irgendwie ist das doch schade. Warum wird jedes System, das in den letzten 15 Jahren entwickelt und dafür gedacht wurde, Menschen zu vernetzen und einander näher zu bringen, so schnell dazu missbraucht, sich gegenseitig Hass und Missgunst zuzuspielen?


Das wäre doch nicht nötig?


Herzlich,

Fabian


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