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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

  • AutorenbildFabian Kremser

Wegpunkte

Sollte ein guter Trainer auch ein guter Athlet sein? Oder ist es möglich, anderen zu Erfolgen zu verhelfen, die man selbst nicht erzielt hat?

Als ich meine ersten Erfahrungen als Trainer und Coach machte, war ich der festen Überzeugung, dass ich unbedingt alles mindestens genauso gut und schnell müsste tun können wie diejenigen, die ich betreute. Bis zu einem gewissen Punkt war das auch nicht der schlechteste Ansatz: da ich zu dem Zeitpunkt Anfang 20 war, musste ich es mir ziemlich heftig erkämpfen, ernst genommen zu werden. Geschadet hat es nicht.


Heute jedoch sehe ich das ein klein wenig anders, denn mal im Ernst: wenn meine Athletinnen und Athleten schneller sind als ich, heisst das in der Regel doch nur, dass ich meinen Job gut gemacht habe, oder nicht?


Dennoch kommt es hin und wieder vor, dass mir vor allem männliche Athleten hin und wieder diverse Trainings schlicht verweigern, weil sie "nichts bringen". Begründet wird es dann oft, dass irgend ein anderer Trainer von dieser, ja, genau DIESER Trainingsmethode im Übrigen auch nichts hält oder dass man "dabei einfach nichts merkt".


Ich habe gelernt, beides zu übersetzen: "ich merke nichts" und "es bringt nichts" heisst so viel wie: mein Ego lässt es nicht zu, so locker / langsam zu trainieren. "Trainer XY hält übrigens auch nichts davon" heisst: ich habe keine Argumente und berufe mich drum auf eine fremde Autorität kombiniert mit dem Versuch der Einschüchterung.


Ohne das jetzt bewerten zu wollen, bringt es mich zu einer viel wesentlicheren Frage: Warum fällt es so vielen schwer, sich im Training locker zu bewegen und Dinge zu tun, die sie nicht bis aufs Äusserste fordern?


Ich habe darauf lange keine Antwort gewusst und bin mir auch jetzt nicht sicher, sie gefunden zu haben. Eines ist mir jedoch ziemlich deutlich bewusst: sehr, sehr oft werden Trainingsvorgaben schlicht aus Angst nicht erfüllt.


Angst?


Ja, Angst. Angst, das Ziel nicht zu erreichen, wenn man nicht in jedem Training ans Limit geht. Angst, etwas zu verpassen, wenn man langsam unterwegs ist, während auf Straka und Instagram scheinbar alle permanent am Limit sind. Angst, nicht das Beste gegeben zu haben. Und mit "das Beste" ist leider immer gemeint: "das absolute Limit". Auf den Körper zu hören braucht man nicht, auf den Coach erst recht nicht. Leistung, Leistung, Leistung, alles Andere ist unwichtig.


Ist der Sport wirklich so einseitig und zweidimensional?


Nein, doch ich kann bis zu einem gewissen Grad verstehen, wie man in diesen Strudel hineinkommt. Es reicht oft aus, ein wenig orientierungslos zu sein und dann mit jemandem in Kontakt zu kommen, der oder die schon Dinge erreicht hat, die man selbst gerne erreichen würde und die mit einem gewissen Charisma auftreten. Und schon ist man in der emotionalen Abhängigkeit.


Ich habe mir in den letzten zwei Jahren immer wieder einmal gewünscht, nicht permanent auf mich alleine gestellt zu sein. Einmal jemanden zu haben der mir in Bezug auf den Sport sagt: Tu' dies. Lass' das. Einmal nicht mit dieser Unsicherheit umgehen zu müssen, die aufkommt, wenn man zwar eine gute Woche plant, sich jedoch nicht sicher ist, ob es das richtige ist, ob man gut genug geplant hat...

Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass ich niemanden gefunden habe, der mit mir arbeiten wollte. (Die Gründe waren immer die gleichen: Entweder wollten sie nicht, dass die Konkurrenz an ihre Berufsgeheimnisse kommt, oder aber sie hatten kein Interesse daran, sich selbst Konkurrenz aufzubauen). Damit hatte ich alleine die Verantwortung für meinen Erfolg - oder eben für mein Scheitern.


Gescheitert bin ich nicht, doch ich bin an einem Wegpunkt angelangt an dem ich etwas entscheiden muss. Und zwar, ob ich das Rennen in Barcelona fahren will oder nicht.


Mein Dilemma: ich würde unglaublich gerne den Ironman Ironman Barcelona machen. Gleichzeitig sträubt sich mein Körper gerade sehr gegen die Idee, einen Ironman zu machen... die Fakten sind ziemlich eindeutig. Ich erhole mich nicht mehr gut, ich bin schwerfällig, müde. Keine gute Voraussetzung.


Nach einigem Überlegen und einigen Gedanken zu allem Möglichen habe ich mich entschieden: ich werde den Ironman Ironman Barcelona 2021 nicht machen. Stattdessen werde ich mich erholen, Pause machen und dann im neuen Jahr planen. Welche Rennen ich machen werde, weiss ich noch nicht, doch ich habe Ideen. Mal sehen, was daraus wird.


Herzlich,

Fabian


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