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  • AutorenbildFabian Kremser

Warum Empfehlungsmarketing nicht funktioniert

Ich habe vor ein paar Tagen schon erwähnt, dass ich auf dieses Thema noch etwas genauer eingehen möchte und werde - und da sind wir nun. Warum? Braucht's das?


Ich bin der Ansicht: ja. Denn: Vielleicht kann man ja was dabei lernen. Ich selbst und vielleicht auch jemand da draussen. Darum fragen wir zu Beginn nochmals: Warum funktioniert das mit dem Empfehlungsmarketing nicht?

Fakt ist: sehr viele Menschen hatten unterdessen Kontakt oder Erfahrungen mit der einen oder anderen Form von sogenanntem Multilevel-Marketing, kurz MLM. Fakt ist auch: das war oft nicht toll und gerne auch mal richtig ätzend. Ich bin da keine Ausnahme. Und ich gehe noch weiter: ich bin unterdessen ganz leicht allergisch auf das Vorgehen, das viele hoffnungsfrohe, neue "Networker" an den Tag legen. Vielleicht kennt ihr das folgende Szenario:


Auf einmal bekommt man irgendwoher eine Nachricht, sei das am Telefon (schon mal Pluspunkte für den persönlichen Kontakt), über die Sozialen Medien (eher weniger) oder Email. Hey, Fabian, lange nicht mehr gesehen! Wie geht's dir auch so? Oder aber: Hey, ich habe dein Profil gesehen, du bist mir aufgefallen!


So weit, so gut. Ich freue mich, wenn jemand aus meiner Vergangenheit mit mir Kontakt aufnimmt. Die Frage ist nur: wie geht es weiter? Denn: oft merkt man schon in der Art und Weise einer Nachricht, was jetzt kommt. Und es kommt fast jedes Mal. Im Falle der schon bestehenden Bekanntschaft: Ah, spannend, mir geht es übrigens SUPER, ich habe da eine super Gelegenheit gefunden und wollte die UN-BE-DINGT mit dir teilen...

Falls man sich noch nicht kennt: Hey, ich sehe, du bist im Bereich XY tätig, ich suche genau so junge und dynamische Personen wie dich um mein internationales Business aufzubauen!


Fragt man dann einmal etwas genauer nach, kommt sehr oft eine Antwort in der Art von: Ach, weisst du, ich stehe selber noch am Anfang, aber komm' doch mal dort und dort hin, dann und dann, da sind DIE und DER vor Ort, die können dir das alles genau erklären! Ist aber wirklich super, funktioniert garantiert und STELL' DIR NUR MAL VOR!


Ich stelle mir vor. Oft. Gerne. Aber das reicht dann auch. Bei mir ist da jeweils Ende der Fahnenstange. Nicht, weil ich nicht glaube, dass diejenigen, die mich ansprechen, keine gute Idee verfolgen. Auch nicht, weil ich MLM grundsätzlich ablehnend gegenüber stehe. Das muss ich hier mal klar sagen: es GIBT saubere und legale Network-, Multilevel- und / oder Empfehlungs-Systeme, die auch wirklich gute Möglichkeiten bieten. In der Schweiz gibt es sogar einen offiziellen Verband, der das Ganze kontrolliert und überwacht, es gibt also keinen Grund, von Vorneweg davon auszugehen, dass man hier über den Tisch oder in etwas hinein gezogen wird. Das ist es auch nicht, was mich stört.


Was mich vielmehr stört ist die Tatsache, dass ich mir jedes. Verdammte. Einzelne. Mal. so vorkomme, als würde ich a) nur als weitere Zahl angesehen, die es abzuhaken gilt und b) als leicht blöde / geistig unterlegen behandelt, weil ich NICHT sofort Feuer und Flamme bin.


Denn: kommt eine Absage, ist der Kontakt meistens sofort wieder abgebrochen. Und man weiss: es ging nie um MICH, sondern nur darum, eine Quote zu erfüllen. Ich für mein Teil hasse dieses Gefühl: ich will nicht nur eine Zahl sein, derer man sich bedient um sein eigenes Schiffchen ins Trockene zu bringen. Schon gar nicht, wenn man mir erst einmal Honig um den Mund schmiert von wegen "dynamisch" und so weiter. Sorry - nur, weil ich einen Instagram-Filter zu verwenden weiss heisst das noch nicht, dass ich eine dynamische Person bin. Hab' den Anstand und lern' mich kennen, wenn du mit mir arbeiten willst.


Nur hört es da auch nicht auf.


Network-Marketing, MLM, Direktvertrieb - wie auch immer man die legalen Systeme nennt (es GIBT Unterschiede, die man definitiv beachten sollte falls man sich für sowas interessiert), haben einen Vorteil: hier kann tatsächlich jede und jeder Geld verdienen und sich etwas aufbauen. Gleichzeitig haben sie auch einen riesigen Nachteil: durch diese Tatsache wissen clevere Leute natürlich, dass sie verzweifelte, verängstigte und auch verärgerte schneller mal in etwas hinein ziehen, als diese es realisieren. Es beginnt mir dem Wörtchen "nur": du musst "nur" so und so viele Menschen ansprechen, du musst "nur" so und so viele Stücke von X pro Monat verkaufen, du musst "nur"...


Hier kommt mein Networking-ABC 101: Wenn euch jemand ein Geschäft vorschlägt und das Wort "Nur" inflationär benutzt, ist eines von drei Dingen der Fall: entweder hat er oder sie keine Ahnung, wovon sie reden, wollen euch über den Tisch ziehen oder beides.


Es ist nie "nur". Und ihr werdet, nie, nie, niemals eure womöglich finanziellen Probleme los, geschweige denn reich, indem ihr "nur" ein paar Leute ansprecht. Denkt einmal kurz an eure Jugend zurück, als es darum ging, einen Beruf ins Auge zu fassen. Da hattet ihr vielleicht die Idee, dass ihr, sagen wir, Schreiner werden wolltet. Das habt ihr euren besten Freunden erzählt. Und die wollten ihrerseits Informatikerinnen, Floristen, Coiffeusen werden.


Ihr habt also mit eurem Umfeld gesprochen und ihnen gesagt, was ihr machen wollt. Und sie haben sich für etwas anderes entschieden. Frage: wart ihr damals sauer auf sie? Habt ihr den Kontakt abgebrochen, weil sie KEINE Schreiner werden wollten? Ich komme da gleich darauf zurück.


Dass dies nicht funktioniert, nicht funktionieren kann, das wissen auch Leute, die es nicht sonderlich ehrlich mit euch meinen. Darum geben sie euch etwas mit, dass sie "Tools" nennen.


Namentlich geht es dabei darum, dass sie euch erklären, wie ihr auf Menschen zugehen sollt. Wie ihr sie für euch "begeistern" sollt. Diese "Kniffe" sind immer gleich: Einfach zu erlernen, auf den ersten Blick auch einfach einzusetzen und beinhalten meistens, dass man den Menschen vor allem Komplimente macht und ihnen das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein. Damit ist nichts verkehrt, nur... mal ganz im Ernst: wenn das nicht ehrlich gemeint ist, nicht persönlich gemeint und nicht von Herzen kommt, was ist es dann wert? Genau: nichts. Und egal, wie oft euch der Typ mit den gebleichten Zähnen im Camp David-Shirt euch sagt, dass es anders ist: Menschen merken, wann man es mit ihnen ehrlich meint und wann nicht. Vielleicht nicht sofort, doch spätestens, wenn der Kontakt nach einer Absage für das "Geschäft deines Lebens" wieder abreisst. Und ihr könnt euch sicher sein: das merkt man sich...


Kommen wir zurück zu dem Thema "Berufswahl". Menschen, die euch via Kaltakquise versuchen in ein Networkingsystem zu holen, auch wenn es noch so gut und legal ist, haben selten wirklich begriffen, dass sie gerade im Begriff sind, einen neuen Beruf zu ergreifen. Sie sind stattdessen meist auf der Suche nach einem schnellen, leichten Weg aus ihrem derzeitigen Leben und hoffen inständig, dass ihr ihnen dabei helft. Bekommen sie eine Absage, sind sie nicht etwa sauer, weil ihr ihren neuen Beruf nicht gut findet - sie sind vielmehr enttäuscht weil sie mit jeder Absage ihre Hoffnung schwinden sehen, schnell und einfach zu viel Geld zu kommen, ohne etwas dafür zu tun.


Seid euch einer Sache bewusst: Jede Form von Einkommen, das erwirtschaftet wird, erfordert Arbeit. Wenn ihr euch im Networking versuchen wollt, dann müsst ihr euch bewusst sein, dass es ein Beruf ist wie jeder andere auch - zumindest, was den Arbeitseinsatz angeht. Und auch in Bezug darauf, dass es in eurem nächsten Umfeld Menschen geben wird, die ihn nun mal nicht so toll finden wie ihr das tut. Das ist okay. Und je eher ihr das lernt, desto besser.


Um diesen Artikel hier schön abzuschliessen:


Ja, es GIBT unsaubere Systeme im Bereich von MLM, Networkmarketing, Direktvertrieb und Empfehlungsmarketing. Allerdings sind diese zumindest in der Schweiz, Deutschland und Österreich illegal und werden entsprechend schnell vom Markt genommen.


Falls euch jemand also in diesem Zusammenhang anspricht, könnt ihr meistens davon ausgehen, dass ein sauberes System dahinter steckt. Doch warum funktioniert es dann so selten? Warum laufen da nicht unzählige, finanziell unabhängige herum, die permanent um die Wette strahlen?


Ganz einfach: aus dem gleichen Grund, weshalb nicht unzählige Schreiner durch die Strassen pilgern. Nicht jeder Beruf ist für alle - und das gilt hier ebenfalls. Hinzu kommt, dass diese Regulationen und Kontrollen der MLM-Systeme noch nicht wirklich lange aktiv und effizient sind. In der Vergangenheit gab es durchaus viele dubiose bis schlicht illegale Systeme, die Menschen betrogen und über den Tisch zogen. Das gibt es in jeder Branche, ich denke jedoch, dass es in wenigen so persönlich genommen wird wie hier. Denn was hier auf brutalste Weise geschändet wird, ist nicht nur das Bankkonto - es ist vielmehr das zwischenmenschliche Vertrauen, das kaputt geht. Und dass man da irgendwann einmal die Krallen ausfährt, sobald man "Network" hört, ist nachvollziehbar...


Nun habe ich aber vor ein paar Tagen gross gesagt, dass man sich im Falle der geplanten Selbstständigkeit einmal mit Empfehlungsmarketing auseinander setzen sollte. Widerspreche ich mir hiermit nicht aus schärfste?


Nein. Denn nur, weil ich hier keine flammende Werbung dafür mache heisst das nicht, dass es nicht funktionieren kann. Was ich hier gerade aufgeschrieben habe sind vielmehr ein paar Erfahrungen und Tatsachen, die ich in den letzten acht Jahren machen und lernen durfte. Empfehlungsmarketing funktioniert nicht NICHT, weil es ein schlechtes System ist - es funktioniert dann nicht, wenn man es nicht ernst nimmt oder aber versucht es zu missbrauchen, um andere Menschen für den eigenen Vorteil zu benutzen. DAS ist es, was hier nicht funktioniert.


Es geht auch anders - dazu morgen dann mehr.


Herzlich,

Fabian


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