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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

AutorenbildFabian Kremser

Veränderung

Das einzige, was in unserer Welt konstant ist, ist der Wandel.

Philosophischer geht's kaum, das ist mir bewusst. Und doch steckt da sehr viel Wahrheit drin. Wer denkt nicht hin und wieder an die "gute, alte Zeit" zurück und wünscht sich, dass es wieder genauso sei, wie damals? Manche gehen noch einen Schritt weiter und versuchen, genau die gleichen Dinge wieder und wieder zu tun in der Hoffnung, dass sich die gleichen Gefühle, die gleichen Stimmungen wieder einstellen und damit eben jene gute, alte Zeit am Leben erhalten.


Leider funktioniert das nicht. Egal, wie gut etwas war, es wird nie wieder genau gleich sein. Daran kann man entweder verzweifeln - oder man sieht es als das, was es ist: der Lauf der Dinge, die Natur an sich. Was war, war - und schafft damit Platz für neues, Gutes.


Woran liegt es, dass wir gerne die Vergangenheit glorifizieren? Haben wir solche Angst vor der Zukunft? Oder haben wir nur keine Ahnung, was diese für uns bereit hält und halten es für die einfachere Variante, eher der Vergangenheit nachzutrauern als die vor uns liegende Zeit in Angriff zu nehmen? Das eine erfordert höchstens etwas Melancholie, das andere hingegen viel Verantwortung.


Ich für mein Teil habe auch den einen oder anderen Draht zur Vergangenheit, die eine oder andere Erinnerung, an die ich mich wieder und wieder klammere. Wobei "klammern" nicht immer das zutreffende Wort ist. Klar - einigen Dingen trauere ich nach, einige vermisse ich, doch von einigen zehre ich noch immer so sehr, dass sie mich über die Brücke der Jahre hin immer noch antreiben und inspirieren. Der Wechsel der Jahreszeiten ist immer wieder etwas, das mich aufs Neue fasziniert und ihn zu erleben immer wieder etwas, das mich unbeschreiblich stark erfüllt.


Schon in wirklich jungen Jahren waren diese Wechsel etwas, das mich auf besondere Weise beflügelte. Ich erinner mich wieder und wieder an den Übergang vom Winter zum Frühling im jähr 2004, als ich mich auf meinen ersten Ironman vorbereitete. Da ich früh in die Schule musste, fand mein Training oft noch vor Sonnenaufgang statt. Auch im Winter, bei Minusgraden. Ich erinnere mich an Läufe, bei denen es so kalt war, dass ich die meiste Zeit in meinem eigenen Atemnebel lief, ohne etwas zu sehe. Die kalte Einsamkeit auf den Feldwegen, die einzigen Geräusche meine Schritte und mein Atem, ausser dem Lichtkegel meiner Stirnlampe kaum etwas sichtbar... Und dann wieder kristallklare Luft, hoch oben am Grad zum Schauenberg, "meinem" Berg, von dem aus ich die umliegenden Hügel wie Inseln aus dem Nebel ragen sah, die Lichter der Dörfer und Strassen darunter verborgen, alles beleuchtet von einem Vollmond und Sternen. Ich erinnere mich daran, wie ich meine Routen so legte, dass ich exakt zur Öffnungszeit des Bäckers im Nachbardorf vorbeilief und ofenwarme Brötchen direkt mitnahm. Nur für mich, als Ende eines perfekten Morgens.

Es kam mir nie in den Sinn, dass das, was ich da tat und lebte in den Augen anderer nicht ganz dicht sein könnte. Ich erzählte es auch nicht gross herum. Diese frühen Morgenstunden gehörten nur mir. Und das tun sie immer noch.


Manchmal wünsche ich mir, dass ich all das wieder genauso empfinden und erleben könnte wie damals. Und natürlich fragt man sich hin und wieder, warum das nicht möglich ist...


Die Antwort ist ganz einfach: der Mensch, der ich damals war... den gibt es nicht mehr. Der Fabian von heute steht zwar auch noch gerne früh auf, geniesst aber erst in Ruhe einen Kaffee und beginnt dann, sich zu bewegen. Das Smartphone hat auch bei mir Einzug gehalten und ich verschwende viel zu viel Zeit damit. Und ich bin bequem geworden... ich friere nicht gerne und denke mir oft, dass ich ja auch zu Zeiten trainieren kann, zu denen es hell und vielleicht wärmer ist.


Das ist irgendwie ein kleiner Widerspruch für mich. Einerseits bin ich begeistert von dem, was ich tue, andererseits war ich früher konsequenter. Muss ich akzeptieren, dass diese Zeit vorbei ist? Oder gilt auch hier: es wird zwar nie wieder so wie damals, kann aber anders und vielleicht besser werden?


Ich möchte es herausfinden. Jetzt gerade läuft der Countdown für den Ironman Copenhagen. Ich habe keine Ahnung, was mich da erwartet. Vieles läuft nicht so, wie ich es mir erhofft hatte, einiges auch nicht wie geplant. Doch will ich mir davon nicht in die Suppe spucken lassen. Es geht darum, an einem tollen Ort zu schwimmen, Rad zu fahren und zu laufen - und zwar den ganzen Tag lang. Was könnte besser sein?


Gleichzeitig merke ich, wie sich draussen das Licht verändert. Morgens liegen teils Nebelschwaden in der Luft, das Blau des Himmels hat sich verändert und es werden die ersten Blätter bunt. "Pulloverwetter", denke ich mir. In diesem Wechsel, dieser Zeit der Veränderung, fühle ich mich ruhiger als sonst und auch langsam wieder sicherer. Es kann also nur gut werden, oder?


Herzlich,

Fabian


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