"Warum schreibst du hier eigentlich nicht mehr über Sport?", wurde ich vor kurzem einmal gefragt. Ja, warum eigentlich nicht? Wenn ich hier über und aus meinem Leben schreiben will, wäre das ja eigentlich das Hauptthema. Trotzdem bin ich zurückhaltend.
Warum? Das ist nicht so ganz einfach erklärt, denn da hängen mal wieder eine Menge Dinge zusammen. Zum einen mal ist da ganz klar ein grosser Anteil an "been there, done that". Eine eigene Website habe ich seit 2006 und eigene Blogs schreibe ich ähnlich lange. Zu Beginn war das nur Sport und nichts anderes (ich hatte auch wenig sonst im Kopf). Und dann kam da dieser Mensch in mein Leben, der - die - mir wieder und wieder zuflüsterte, dass das, was ich da im Netz verbreite, niemanden interessiert, dass es blöde und überflüssig sei und dass ich mich nur lächerlich mache.
Wenn man das erste Mal im Leben schwer verliebt ist, gehen Dinge wie klares Denken oder Perspektive schnell einmal verloren und in meinem Fall hatte das ziemlich schwerwiegende Folgen. Und ja! Vieles, das ich heute noch verarbeite, habe ich mir selbst zuzuschreiben, weil ich mich damals nicht wehrte. Dessen bin ich mir absolut bewusst. Gleichzeitig schaue ich zurück und muss sagen: ich konnte mich auch nicht wehren. Ich war das Reh, das zur Salzsäule erstarrt in die heranlassenden Scheinwerfer blickt. Das Resultat: Ich begann irgendwann tatsächlich zu glauben, dass niemand an mir, meinem Sport und meinem Training interessiert sei. (Ich glaubte mit der Zeit noch ganz andere Dinge, doch darum soll es heute nicht gehen).
Das war vor Instagram und wie sie alle heissen.
Heute sieht die ganze Szene anders aus als damals. Heute... ist jeder Experte und der beste Athlet, die beste Athletin der Welt. Und unterdessen glaube ICH daran, dass das, was ich tue, niemanden wirklich interessiert. Nicht, weil meine damalige Freundin recht hatte, sondern weil ich mir selbst gegenüber zugeben muss, dass ich ja auch nicht Stunden und Stunden damit verbringe, mir anzusehen, was andere alles machen. Das führt zu nichts ausser Frust.
Klar, man könnte nun noch vorschieben, dass man sich nicht in die Karten schauen lassen will. Aber auch hier, mal ehrlich: ich bin Triathlet. Ich schwimme, fahre Rad und laufe. Es gibt nun mal eine begrenzte Anzahl an Trainingsmöglichkeiten und -Methoden, die ich anwenden kann und das eine, absolut geheim zu haltende Schlüsseltraining habe ich in den letzten 20+ Jahren nicht gefunden. Jeder, der glaubt, dass seine Trainingsdaten einzigartig, schützenswert und von allgemeinem Interesse sind, lebt in einer schönen Illusion, in der er oder sie tatsächlich das absolute Asphaltier ist, die jedoch mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hat. Das klingt jetzt vielleicht mal wieder etwas krass, ist jedoch am Ende des Tages die ernüchternde Wirklichkeit.
Was macht es dann also aus, dass einige mit ihrem Training Erfolg haben und andere nicht? Wenn es im Triathlon so wenig Möglichkeiten gibt, warum sind dann nicht alle super und, vor allem, warum braucht es dann noch Coaches und Trainer?
Da kommen wir an einen Punkt über den man definitiv sprechen muss. Denn eins kann ich nach über 12 Jahren auf dem Beruf sagen: ein Trainingsplan ist immer nur ein Teil des Ganzen. Der Plan kann noch so toll sein, wenn der- oder diejenige, auf den er zugeschnitten ist, entweder nur das absolute, bare Minimum des Nötigen macht oder aber das Leben rund um das Training sonst auf eine Art und Weise gestaltet, dass es nichts als Kontraproduktiv ist, dann wird der Erfolg ausbleiben und das Training nicht greifen. So einfach ist das. Mein Job ist es, Athletinnen und Athleten auf diesem Weg zu begleiten. Der Plan ist dabei Mittel zum Zweck. Und Erfolg haben am Ende die, die bereit sind, sich nicht einfach auf ihr "Talent" zu verlassen, sondern die wirkliche Arbeit zu tun.
Da ich selbst keinen Coach habe, muss ich das in meinem Fall alles selbst erledigen. Das ist nicht immer einfach, gibt mir aber die Gelegenheit, eigentlich täglich wirklich Neues zu lernen. Ich kenne beide Seiten in- und auswendig, was mir schon oft eine gute Stütze war.
Wie sieht denn nun mein Training aus?
Da ich viel vor habe, muss ich viel leisten, das ist mir absolut bewusst. Doch das Training selbst, also die Dinge, die ich schwimmend, Rad fahrend und Laufend tue, sind, wie gesagt, nur ein Teil des Ganzen.
Um zu entscheiden, was ich in diesen Disziplinen tue, stütze ich mich auf Daten und Fakten, nichts anderes. Auch wenn es einmal mehr etwas Radikal klingt: hier pfeife ich getrost auf mein Gefühl oder gar meine eigene Realität. Messe ich Werte, die sich nicht mit meinem Empfinden decken, dann ist das Empfinden falsch, nicht die Werte und entsprechend wird gearbeitet.
Mein eigentlicher Einstieg in das Trainingsjahr 2022 hat sich ein wenig verzögert, frei nach dem Prinzip der Summe aller Dinge. Der Körper ist widerstandsfähig und kann viel wegstecken. Wenn man mal ein paar Tage zu wenig schläft... passt, das kriegt man hin. Wenn man sich nicht gut ernährt... ebenfalls, das klappt noch viel länger. Wenn man zu schnell zu intensiv trainiert... auch das kann man mal wegstecken. Wenn man einen entzündeten Backenzahn hat, den man nicht bemerkt... auch das geht mal ein paar Wochen gut, bevor man handeln muss. Wenn jedoch all diese Dinge auf einmal eintreten... im Nachhinein wundere ich mich gar nicht, dass ich nach vier Tagen des Trainings erst mal flach lag.
Nun, eine Wurzelbehandlung, eine Darmsanierung und drei Wochen lockeren, lockeren Wiedereinstiegs später bin ich auf dem Weg, dass sich das Laufen wieder wie Laufen, das Schwimmen wieder wie Schwimmen und das Rad fahren wieder wie die ekligen Indoor-Sessions anfühlt, die ich mir gewohnt bin. Das brauchte Zeit.
Ich bewege mich nun auf das Ende des ersten Blocks zu, danach steht erst einmal eine Testwoche an. Und was dann in den nächsten Blöcken passiert... wie gesagt. Zahlen, Daten, Fakten, anschliessend Strategie. Und ganz, ganz wichtig: das Training der Disziplinen ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Alles andere ignoriert man auf eigene Gefahr.
Herzlich,
Fabian
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