Did they get you to trade
Your heroes for ghosts?
Hot ashes for trees?
Hot air for a cool breeze?
Cold comfort for change?
And did you exchange
A walk-on part in the war
For a leading role in a cage?
Punk Floyd - Wish You Were Here
Wörtlich nehmen ist immer so eine Sache, vor allem wenn es sich um Texte von Pink Floyd handelt. Ob das an einem gewissen Hang zum Drogenkonsum in der Vergangenheit liegt / lag (wie einige gerne behaupten) oder eher daran, dass die Verfasser der Texte und die Komponisten der Lieder unfassbar grossartige Künstler und Poeten waren und sind (wie ich es gerne sehe), oder ob es eine Kombination aus beidem ist (was bald noch naheliegender ist) spielt ja eigentlich keine Rolle.
Das ganze Album "Wish You Were Here" ist dem ehemaligen Mitglied Syd Barrett gewidmet, der zu diesem Zeitpunkt bereits so sehr, ja, okay, durch Drogenkonsum aus der Realität geworfen worden war, dass er kaum noch existierte. Sagt man zumindest. Ausserdem wird auch der Verzweiflung Luft darüber gemacht, dass es in der Musikbranche nur noch um Gewinne geht und nicht mehr um die Musik und deren Inhalt selbst.
Unter diesem Gesichtspunkt ist diese Textzeile zwar noch immer poetisch, aber schon um einiges weniger romantisch, da die Anklage und das Hinterfragende in den Vordergrund rücken:
"Haben sie dich dazu gebracht, deine Helden gegen Geister zu tauschen? Heisse Asche gegen Bäume, heisse Luft gegen eine kühle Brise? Kalte Bequemlichkeit gegen Veränderung? Und hast du deine Statistenrolle im Krieg gegen eine Hauptrolle in einem Käfig eingetauscht?"
Phu. Vor allem die letzten beiden Sätze treffen meiner Ansicht nach ein wenig zu nahe an der Heimat. Wie oft tun wir das alle denn? Wie oft tauschen wir nur schon die Möglichkeit zur Veränderung gegen einfache Bequemlichkeit? Wie oft unsere Statistenrolle im... nein, eben, das sollte man nicht wörtlich nehmen. Niemand will wohl gerne in den Krieg. Der steht hier aber auch nicht wörtlich als solcher, gemeint dürfte da vielmehr generelle Aktivität, Veränderung, Fortschritt, Turbulenz sein. Und das tun wir in der Tat oft: uns ist es oft nicht genug, einfach "dabei" zu sein, wenn etwas grosses passiert. Stattdessen ziehen wir uns zurück in die Isolation, in die Minorität, wo wir dann hervorstechen können.
Noch etwas einfacher ausgedrückt: Wie oft tauschen wir das, was wir JETZT gerne hätten gegen das, was wir von Herzen begehren? Wie oft hindern wir uns selbst daran, ein Ziel in der Ferne zu erreichen, weil Bequemlichkeit in dem Moment einfacher zu haben ist?
Da es hier auch um Sport gehen soll, schlage ich mal den Bogen.
Stunden des Trainings. Verzicht. Planung. Schmerzen. Anstrengung. Atemlosigkeit, Krämpfe, nochmal Schmerzen. Gefühlte Stagnation, das Gefühl, keinen Fortschritt zu machen. Schlechter Schlaf, Schlaf, der sich anfühlt, als wäre man gestorben. Essen nach Bedarf, nicht nach Geschmack. Körpergewicht, Körperfett, Fettverbrennung. Kraft, Beweglichkeit, Schnellkraft. Zweifel, Zweifel, Zweifel. Isolation, Einsamkeit. Bahnen über Bahnen im Pool. Hitze, Sonnenbrand. Kälte, die in die Knochen geht. Finanzielle Belastung. Proteinshakes.
Wofür?
Wenn man sich das so vor Augen hält... dann komme ich schon wieder auf dieses neue Mantra von mir zurück: "This better work". In der Ferne ein Ziel, das nicht wirklich greifbar ist, doch auf das man alle diese Anstrengung ausrichtet.
Wie einfach wäre es, sich einfach mit einer Tüte Chips vor die Glotze zu hauen. Wie einfach wäre es zu sagen: Ich habe nun so und so viel gemacht, jetzt habe ich mir das verdient.
Oft genug höre ich das auch.
"Du kannst es dir doch auch mal erlauben, etwas lockerer zu lassen".
Diesen Satz höre ich oft. Jedoch nie von Menschen, die regelmässig und hart dafür arbeiten, dass IHRE Ziele erreicht werden. Stattdessen sind es oft Leute, die mir gerne erzählen, was sie "später dann mal wollen" oder was sie alles tun, wenn sie "dann erst einmal erfolgreich sind".
Die Realität? Not going to happen.
Ob es bei mir klappt? Das kann ich erst sagen, wenn ich es herausgefunden habe. Aber bis dann tue ich nicht, was ich kann, sondern das, was nötig ist. Und das ist in dem Fall: die heisse Asche. Die heisse Luft. Die Veränderung. Die Statistenrolle im Krieg.
Herzlich,
Fabian
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