Wenn ich schon von Theorie und coaching anfange, sollte ich auch ein wenig auf die Praxis eingehen, oder? Nein? Doch, ich hab' gerade Lust.
Die Praxis des Coachings sollte nun ja eigentlich der Teil sein, bei dem man einen Menschen auf dem Weg zu seinem Ziel hin begleitet, unterstützt und anleitet. Das wiederum heisst - zumindest meiner Meinung nach - dass man als Coach zumindest im Ansatz wissen sollte, wovon man spricht und wenn das nicht möglich ist, wäre es zumindest gut, wenn man weiss, wo man die entsprechende Information bekommt.
Der zweite Teil wird gerne unterschätzt, liegt jedoch auf der Hand. Oder habt ihr euch noch nie gewundert, weshalb bei eurem Arzt so unendlich viele, medizinische Bücher im Regal stehen? Die sind da kaum zur Dekoration und auch nicht zur Gemütslektüre, das ist vielmehr die externe Festplatte. Und das ist auch absolut okay, denn kein Mensch kann sich ALLES merken, was es im Zusammenhang mit seinem Beruf zu wissen gibt.
Darum ist die Praxis oft auch für den Coach ein Lernprozess, bei dem es gilt, mehr über den Athleten / die Athletin zu lernen und entsprechende Schritte zu unternehmen, um vorwärts zu kommen.
Eines der grössten Probleme für Triathletinnen und -Athleten ist gerne das Schwimmen. Es ist einfach unglaublich komplex und wird hier sicherlich noch den einen oder anderen Artikel für sich beanspruchen, doch vorweg einmal eine einfache Frage: wie lernt man Schwimmen?
Man kann Bücher lesen, Videos ansehen, sich Trainer holen, doch am Ende wird es darauf hinauslaufen, dass man irgendwann den Sprung ins Wasser wagen muss. Der Gang zu einem Schwimmtrainer kann dabei helfen, das ist mir klar, doch muss ich hier einmal etwas beichten: ich mag es nicht, wenn meine Athletinnen und Athleten über längere Zeit regelmässig mit Schwimmtrainern zusammenarbeiten. Warum?
Ich spreche da aus Erfahrung, denn ich war in der Vergangenheit mehrfach derjenige, der regelmässig am Pool stand. In jedem einzelnen Fall wurden die Athletinnen und Athleten nicht besser, sondern stagnierten nach einer ersten Lernkurve komplett. Klar, das kann auch daran gelegen haben, dass ich einfach nicht gut darin bin, anderen das Schwimmen beizubringen, doch habe ich auch hier die eine oder andere Erfahrung, die das Gegenteil beweist. Darum geht's hier aber auch nicht. Was mir auffiel war, dass es immer einen bestimmten Punkt gab, an dem die Fortschritte aufhörten: jedes Mal, wenn es Hausaufgaben gab. Sprich, ab dem Moment, ab dem niemand mehr auf jede Bewegung, jeden Armzug achtete und korrigierte, ging nichts mehr vorwärts.
Meine Folgerung daraus war, dass wir gerne einmal abschalten und aufhören, zu lernen, wenn wir andauernd vorgekaut bekommen, was wir machen sollen. Darum ist mein praktischer Ansatz hier unterdessen ein Anderer.
Bleiben wir beim Schwimmen: hier würde ich unterdessen ganz einfach dort anfangen, wo die Leute stehen. Wenn sie wirklich am Anfang sind und sich kaum bewegen können im Wasser, dann wäre es hier meine Aufgabe, zuerst die Theoretischen Aspekte herauszusuchen, die zu vermitteln und dann damit zu Beginn, diese umzusetzen. Und zwar von Schritt 1 an bis hin zu Schritt XY, an dem man tatsächlich dann schwimmen kann.
Das könnte so aussehen, dass man als erstes einmal lernt, den Kopf unter Wasser zu halten. Also tauchen, evtl. sogar mit Flossen und Schnorchel durchs Becken ziehen. Dann ein wenig spezifischer, mit einem Brett und Flossen. Irgendwann ohne Flossen. Dann vielleicht wieder mit Flossen, dafür aber ohne Brett. Dann ohne jedes Hilfsmittel. Parallel dazu würde man lernen, sich zu bewegen und zu koordinieren.
Dieser Vorgang könnte durchaus ein paar Monate in Anspruch nehmen und man hätte noch keinen einzigen Armzug im Wasser gemacht.
Manchmal braucht der Erfolg lange, um aufgebaut zu werden, gerade wenn es um so etwas komplexes geht wie das Schwimmen. Doch noch etwas habe ich gelernt: die Konstanz zahlt sich aus. Jedes einzelne Mal.
Herzlich,
Fabian
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