Heute komme ich auf ein Thema, bei dem sich die Gemüter nicht nur scheiden, sondern teils auch den Schädel einschlagen: Nahrungsergänzung.
Es gibt viele heile Gesprächsthemen. Dinge wie Religion und Politik liessen beispielsweise schon immer die Herzen höher und die Fäuste teils zuschlagen. Auch rund um den Fussball kann es durchaus zu der einen oder anderen hitzigen Debatte kommen, wie man weiss. Dass Nahrungsergänzung ebenfalls in diese Sparte fällt, durfte ich in den letzten Jahren wieder und wieder lernen.
Was mich angeht, so habe ich vor einiger Zeit eine Kehrtwende gemacht. Lange Zeit hatte ich zu diesem Thema genau eine Meinung: brauche ich nicht. Diese Ansicht resultierte aus meinen persönlichen Erfahrungen: ich kannte Nahrungsergänzung als Proteinshakes und dergleichen, die mir zum einen nie wirklich schmeckten und mir zum anderen sehr oft ausser Blähungen und Durchfall genau gar nichts bescherten. Dass viele davon zu einem grossen Teil aus purer Chemie und Zucker bestanden unterstützte diese Meinung noch. Warum sollte ich so etwas in meinen Körper lassen?
Vor unterdessen gut sieben Jahren nahm ich dann zum ersten Mal Ergänzungsprodukte, die zum einen natürlichen Ursprungs waren und zum anderen nicht nur Proteine oder Zucker enthielten, sondern Mikronährstoffe. Und eine neue Welt tat sich auf.
Was folgte war ein langer Prozess des Lernens. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hatte, wie das Ganze funktionierte und nicht zuletzt, warum mir mein Arzt ausser "kann man machen" nichts dazu sagen wollte. Konnte? Mit der Zeit sammelte sich so ein sehr grosses Wissen zu einem Thema an, das unglaublich komplex, faszinierend und auch Wegweisend sein kann. Die wichtigsten Erkenntnisse für mich lassen sich in wenigen Punkten zusammenfassen:
Nahrungsergänzung ist keine Medizin
Nahrungsergänzung ist kein Ersatz für gute Ernährung
Gute Nahrungsergänzung kostet Geld
Isolierte Ergänzung bringt selten etwas
Die beste Nahrungsergänzung erhält man nicht in der Apotheke
Punkt 1: Nahrungsergänzung ist keine Medizin.
Alle wissen: bei Erkältungen nimmt man Vitamin-C. Ist man müde, kann Eisen helfen. Das weiss auch die Werbung, das wissen auch die Ärzte. Um das zu untermalen werden die grossen Keulen der Blutbilder geschwungen. Sind dort alle Vitamine und Mineralien, nach denen gesucht wurde, in den Mengen, die man sehen möchte vorhanden, ist man "absolut gesund und braucht nichts".
Schön wär's.
Das Problem hierbei: Das ist ein rein reparaturmedizinisches Denken. Etwas fehlt, also gibt man es so lange dazu, bis es objektiv nicht mehr fehlt. Wer schon mal versucht hat, ein Schlagloch in einem Feldweg zu flicken weiss: mit etwas Erde und Kies ist es nicht getan. Da sind zum einen mal die Werte, an denen gemessen wird: viele dieser Richtwerte stammen aus den 1920er Jahren, als man begann, das Thema der Vitamine und Co. zu erforschen. Und das tat man auf die damals herkömmliche Art und Weise: man entzog den Testpersonen einen bestimmten Nährstoff so lange, bis sich Symptome zeigten, gab ihn dann so lange wieder hinzu, bis sie verschwanden und voilà: hier die empfohlene Tageszufuhr.
Was man dabei lange Zeit glorios übersah ist die Tatsache, dass kein Vitamin, kein Mineral jemals alleine agiert, sondern immer von einer teils sehr grossen Zahl von Co-Faktoren abhängig ist. Das berühmte Vitamin-C zum Beispiel braucht unter Anderem Eisen, Zink und diverse B-Vitamine, um überhaupt von unseren Zellen aufgenommen zu werden. Und umgekehrt. Das Ganze ist ein grosses, harmonisches Orchester. Fällt einmal eine Geige zeitweise aus, mag das nicht gross bemerkt werden, doch fehlt sie über längere Zeit, kann es dissonant und eine Qual werden.
Behandelt man Nahrungsergänzung wie Medizin, sprich, nimmt sie nur dann, wenn der Körper irgendwelche Symptome aufweist, wird man sie immer nur GEGEN etwas nehmen. Und das funktioniert langfristig nicht. So gesehen kann ich die Meinung nach wie vor vertreten: nein, das braucht man definitiv nicht. Nimmt man Ergänzungen jedoch FÜR etwas, sieht es ganz anders aus. Dann kann man sie sehr gezielt dafür einsetzen, sich besser zu fühlen, besser zu schlafen, sich schneller zu erholen, leistungsfähiger zu sein... die Liste ist lang. Und es kann sich absolut lohnen, es einmal zu probieren.
Punkt 2: Nahrungsergänzung ist kein Ersatz für gute Ernährung.
Okay - was "gute Ernährung" ist, ist ein weiteres Thema, über das sich ausgiebig und lange schreiben lässt. Kurz zusammengefasst bedeutet es: möglichst frisch, möglichst saisonal, deutlich mehr Obst und Gemüse als die allermeisten von uns jemals auch nur in Betracht ziehen. Viele gute Fette, wenig bis gar kein Fleisch.
Ist man mit der Ernährung an einem Punkt, an dem man all diese Punkte mit gutem Gewissen abhaken kann, ist es teils immer noch ratsam, zu Nahrungsergänzung zu greifen.
Was jedoch NICHT funktioniert ist, sich tagein, tagaus mit Junkfood, Fertiggerichten, Weissbrot, fettiger Wurst, Butter, Mayonnaise, Margarine, kurz: tonnenweise Zucker und Transfetten vollzustopfend, dieses Verbrechen am eigenen Leib "Ernährung" zu schimpfen und sich dann einzureden, dass ein halbes Gramm chemischen Vitamin-C aus dem Supermarkt für CHF 3.50 das Ganze zu einer gesunden Ernährung macht.
Selbst wenn man sich zu solchen Essensgewohnheiten mit der besten Nahrungsergänzung vollpumpt, die es gibt: eher früher als später werden Schäden entstehen, die sich nur schwer und mit viel Arbeit wieder reparieren lassen. Da wir jedoch in diesen Fällen lieber zum Arzt rennen, der uns ein Mittelchen gegen z.B. immer wiederkehrende Kopfschmerzen gibt als auch nur irgend etwas an unseren Gewohnheiten zu ändern, wird es eine riesige Herausforderung, so einen Kreis zu durchbrechen. Hier kann man sich folgenden, schönen Satz merken: Kein Mensch hat jemals Kopfschmerzen bekommen, weil seinem Körper Paracetamol fehlte...
Punkt 3: Gute Nahrungsergänzung kostet Geld.
Ja, es gibt sie, die Plastikröhrchen mit Vitamintabletten und dergleichen. Sie sind günstig und schnell, sprich, bequem in jedem Supermarkt erhältlich. Was sich jedoch in ihnen an Wirkstoffen, sprich, Nährstoffen befindet hat oft mit wirklichen Vitaminen und Mineralien so gut wie gar nichts zu tun. Klar, man kann diese im Labor und mit Hilfe von Chemie herstellen. Sie haben sogar unter dem Spektographen die gleiche Struktur wie ein "echtes" Vitamin, doch... nun, Mikronährstoffe heissen nicht umsonst auch "Vitalstoffe". Es sind lebendige Stoffe, die in lebendigen Pflanzen und Organismen hergestellt werden. Damit sie im Körper ihre Wirkung tun können, müssen sie nach wie vor lebendig sein und das heisst: nicht erhitzt, in ihrer Struktur unverändert, mit all ihren notwendigen Co-Faktoren kombiniert.
Sie müssen also gewonnen werden, nicht produziert. Und das geschieht mit Hilfe von aufwändigen Verfahren. Die mitunter qualitativ hochwertigsten Mikronährstoff-Produkte werden aus Quellen gewonnen, die in ihrem Ursprung unverändert sind, also in guten Böden und an der Sonne ausgereiftem Obst und Gemüse, welches dann mittels von Kaltgewinnungsverfahren in eben jene Ergänzungsprodukte verarbeitet werden, die wirklich funktionieren. Und das kostet Geld.
Ob man sich das wert ist, muss jede und jeder für sich selbst entscheiden, es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Was sich jedoch pauschal sagen lässt, ist Folgendes: billige Nahrungsergänzung bringt nichts. Und da viele Menschen ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet mit den absolut schäbigsten Produkten machen, die man sich denken kann, kommt auch hier wieder zum Zug, was bereits zuvor aktuell war: nein, das braucht der Körper tatsächlich nicht. Und damit findet man diese Meinung auch wieder bestätigt.
Punkt 4: Isolierte Ergänzung bringt selten etwas.
Das wurde auch schon erwähnt: Kein Vitamin oder Mineral agiert im Körper jemals alleine. Was wir in unserer Reparaturmedizin tun ist, ein Symptom zu suchen, es zu identifizieren und dann zum Verschwinden zu bringen. Behandeln wir Vitamine und Mineralien ebenfalls so, werden wir uns immer wieder auf das ominöse Blutbild - sprich, den Arzt - verlassen, das uns sagt: alles in Ordnung. Oder wir nehme chemisches Vitamin-C, Eisenpräparate... dass diese im Labor hergestellt werden können und sich in ihrer Struktur auf den ersten Blick - sprich, bei der Auswertung einer Blutprobe - mit den natürlich gewonnenen Nährstoffen gleich sind, hilft hier nicht. Denn: durch die Einnahme von chemisch synthetisierten Vitaminen kann man den Spiegel im Blut wohl erhöhen, in den Zellen - dort, wo sie wirken sollten - ändert sich dadurch jedoch nichts.
Darum kann man sich hier als Faustregel nehmen: Wenn Ergänzung, dann umfangreich und auf den Körper abgestimmt, nicht unbedingt auf ein Blutbild.
Punkt 5: Die beste Nahrungsergänzung erhält man nicht in der Apotheke.
Dieser Punkt ist vielleicht einer der Hauptgründe, weshalb viele Menschen diesen Thema so ablehnend gegenüber stehen. Wir möchten gerne, dass sich unsere gesundheitlichen Problemchen mit einem Gang zum Arzt oder zur Apotheke lösen. Wir wollen nicht jeden Tag Kapseln schlucken und Shakes einnehmen. Das hat einen schlechten Ruf und viele tun das Ihre, diesen noch zu bekräftigen. Dabei ist es ein Fakt, dass viele der absolut hochwertigsten Produkte von Firmen hergestellt werden, die diese mit Hilfe von Empfehlungs- oder Networkmarketing vertreiben. Das ist für manchen ein rotes Tuch und gleichzeitig auch wieder ein Tropfen ins Fass der Meinung, dass das alles sowieso nichts taugt, schlecht ist, man dabei nur betrogen wird.
Meine Empfehlung hier: offen bleiben. Auch bei mir war es ein Produkt, das ich auf die Empfehlung eines guten Freundes hin kaufte. Er verdiente etwas daran, was für mich persönlich kein Problem darstellte - im Gegenteil. Als es mir dann mit der Einnahme zunehmend besser und besser ging, richtete ich bei der Firma einen Dauerauftrag ein. Und ja! Mein Freund verdient seither jeden Monat einen kleinen Betrag an meiner Bestellung. Sollte mich das nun wütend machen?
Ich will hier niemanden in die eine oder andere Richtung treiben. Ich empfehle lediglich: bleibt offen im Geist. Unter Umständen meint es jemand tatsächlich einfach gut mit euch, das gibt es auch heute noch. Und wäre das nicht schön?
In diesem Sinne!
Herzlich,
Fabian
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