Hundert Tage. Das klingt nun irgendwie surreal, aber okay - damit bin ich schon fast mit einem Drittel dieser Idee durch.
Ging es mir zu Beginn eigentlich um irgendetwas? Ich habe mir in den letzten hundert Tagen zwar zu vielen Dingen Gedanken gemacht (auch darüber, weshalb ich mit der Technik nach wie vor so sehr im Zwist bin dass es immer wieder geschieht, dass meine Einträge teils erst einige Tage später veröffentlicht werden - wie dieser Zusatz hier. Würde ich dieses Zeugs nicht so sehr verabscheuen, wäre das der Platz für einige entsprechende Emojis), bin dabei aber selten einer klaren Linie gefolgt.
Ja, ich habe mich mal auf das Thema der Selbstständigkeit eingeschossen und auch hin und wieder meinen Gedanken zu Themen wie Disziplin, Selbstverwirklichung, Zuverlässigkeit und dergleichen Luft gemacht, aber den Roten Faden fand und finde ich nach wie vor nicht.
Heute, am Tag hundert meines "ich-blogge-ein-Jahr-lang-jeden-Tag"-Versuches, frage ich mich allerdings: Braucht's das?
Klar, ich könnte hier jeden Tag darüber schreiben, wie und was ich trainiert habe. Ist ja schliesslich kein grosses Geheimnis. Allerdings wird sich das an den meisten Tagen etwa so lesen: Atemtraining / Rad oder Laufen / Schwimmen / Athletik / Stretching. Spannend, oder?
Nein. Denn das ist es bei Weitem auch für mich nicht immer. Worum geht es mir also dann?
Als ich vor einiger Zeit erkannte, dass ich in meinem Leben nicht wirklich glücklich war und sich einige Dinge ändern mussten (was bedeutend freundlicher klingt als wenn man geradeheraus sagt, dass man im gestreckten Galopp in eine Depression rannte, die einen zu Orten führte, die man eigentlich nicht wirklich kennen lernen will) las ich irgendwann das Buch "The Slight Edge". Vielleicht fasse ich das hier einmal zusammen, vielleicht auch nicht. Was ich daraus mitnahm war, dass es mir evtl. helfen könnte, einen Anker zu finden - durch kleine, einfach zu wiederholende Rituale wie z.B. Tagebucheinträge, die nicht länger als 5min pro Tag dauern.
Mach' ich, sagte ich mir da.
Machen wir mit, sagten damals auch noch ein paar Andere aus meinem Umfeld.
Mein Vorsatz war simpel: ich würde fortan jeden Morgen erst drei Dinge aufschreiben, für dich ich in meinem Leben dankbar bin. In Stichworten. Und darunter, ebenfalls kurz und knapp, darüber reflektieren, was ich in den letzten 24 Stunden alles positives erlebt hatte.
Denkbar einfach, oder?
Nope.
Es gab Tage, an denen war ich weder sonderlich dankbar noch fand ich auch nur irgend etwas, das mir positiv erschien. Das waren keine guten Zeiten. Und doch... Wisst ihr, wie viele von denen, die sich zu Beginn diese schönen Vorsätze von wegen Aufschreiben und Tagebuch gemacht hatten, heute noch dran sind?
Ausser mir nicht. Ein. Einziger.
Darauf bin ich stolz. Und wisst ihr, wie lange ich das nun schon durchziehe? Ich habe auf jeder Seite meines Tagebuches - unterdessen sind es mehrere Bände - aufgeschrieben, wieviele Tage ich in Folge dran bin. Heute Morgen war es der 1095. Tag. Eintausendundfünfundneunzig Tage in Folge. Das wären exakt drei Jahre, wäre da nicht mit 2020 ein Schaltjahr in die Bresche gesprungen und es wäre wahrhaftig ziemlich cool gewesen, wenn der hundertste Tag meines Bloggens mit dem exakt dritten Jahr dieses Tagebuchführens aufeinander fiel, aber sei's drum.
Ich habe einiges gelernt in dieser Zeit, sowohl von meinem Tagebuch als auch vom Bloggen. Einige Stichworte hierzu:
- Manchmal gibt es nichts positives zu erkennen. Das Leben geht aber trotzdem weiter - und wird besser.
- Perfektion ist weniger wichtig als Regelmässigkeit.
- Nachdenken und Reflektieren lohnen sich eigentlich immer.
Das ist nicht unendlich tiefgründig, aber immerhin. Natürlich kann man nun fragen, was das alles soll. Die Antwort ist einfach:
Es geht exakt um das, was so viele von sich behaupten, nicht zu haben: Disziplin. Einfach mal was durchziehen, dran bleiben. Das Tagebuch hat mich letzten Endes wirklich nicht mehr als fünf Minuten meiner Zeit pro Tage gekostet (die Blogs schon, doch das ist irgendwie eben der nächste Schritt in dem Ganzen). Und das ist es, was ich gerne all jenen, die zaudern, mit dem Schicksal hadern und vor allem gerne erzählen, was sie alles im Leben wollen: fangt klein an. Aber fangt AN! Wenn ihr nicht einmal dazu bereit seid, über längere Zeit auch nur fünf Minuten eurer Zeit in euch selbst zu investieren, werdet ihr keine Chance haben, die nötige Disziplin aufzubringen, um täglich mehrere Stunden an euren Träumen zu arbeiten.
Nun denn - auf in die nächsten hundert Tage.
Herzlich,
Fabian
100/365
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