Nach einigen Ausflügen in Gefilde der Musik, der Tinte und auch mal etwas Düsterem dachte ich, dass es an der Zeit wäre, mal wieder ein wenig auf den Sport einzugehen. Heute mit einem Thema, das mir sehr am Herzen liegt.
Wie sagt man so schön?
"Als Coach musst du einem Athleten selten sagen, was er tun soll. Viel eher musst du ihm sagen, was er NICHT tun soll".
Das kann ich so unterschreiben. Eine der häufigsten Fragen, die mir in meinem Beruf gestellt wird, lautet: "Kann ich dies und das stattdessen dann und dann machen oder nächste Woche nachholen?" - oder eine Facette davon.
Natürlich gibt es überall Ausnahmen, welche die Regel bestätigen. In den meisten Fällen ist es jedoch so, dass viele Athletinnen und Athleten das Konzept des strukturierten Trainings eher langsam verstehen. Das sage ich so grosskotzig, weil ich in diesem Fall beide Perspektiven kenne und sowohl das eine als auch das andere unzählige Male selbst erlebt und getan habe.
Der Blickwinkel ist zu Beginn dieser: DAS ist der Plan, also ist die Idee, dass ich an dem, dem und dem Tag trainiere.
Übersetzt wird das mit: Ich habe X Trainings diese Woche, was, wie und wie intensiv ist einerlei.
Für mich ist das "Training um des Trainings Willen". Und ja. Am Anfang bringt einen das recht schnell weiter als man bisher war, denn immerhin geschieht regelmässige Bewegung. Was man damit jedoch nicht macht ist, dem Körper zielgerichtet beizubringen, sich zu verbessern und sich zu entwickeln. Das lernt man nur auf zwei Arten: Entweder, indem man dem Coach wirklich vertraut (und der auch weiss, was er tut), oder aber die harte Tour. Für den Coach heisst das: du bist entweder Paulus oder Saulus.
Vertraut dir der Athlet und wird er gut angeleitet, kann es eine Weile dauern (und viele Gespräche beinhalten), bis die Fortschritte kommen. Doch sie WERDEN kommen, und dann sind sie nicht nur sensationell, sondern auch nachhaltig.
Vertraut dir der Athlet NICHT (oder er weiss alles besser, was vor allem bei Jüngeren gerne mal vorkommt - auch hier, been there, done that, darum kein Vorwurf), wird es ein permanentes Tauziehen werden. Kann ich das so machen? Kann ich DAS so machen? Kann ich das SO machen? Warum kann ich hier nicht noch mehr machen? Ich könnte aber! Kann ich das hier heute, das da aber dafür morgen machen? In diesem Fall wird die Erfolgskurve schnell stagnieren und dann früher oder später die Probleme beginnen. Schuld ist natürlich der Coach, der den Athleten zurückgehalten, falsch trainiert oder sogar sabotiert hat.
Für mich ist das jedes Mal schwierig. Denn es gibt Trainingsphasen, in denen es tatsächlich nicht so wichtig ist, wann welches Training stattfindet. Und dann gibt es wieder welche, in denen jede einzelne Einheit und die Erholung davon so genau aufeinander abgestimmt sind, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob man sie am geplanten Tag ausführt oder sonst etwas macht.
Das Seltsame hierbei ist: je besser die Athletinnen und Athleten trainiert sind, desto weniger finden diese Diskussionen statt. Je mehr Erfahrung, desto weniger Junkmiles. Je weniger Erfahrung, desto öfters die Frage: "kann ich nicht dies und das hier und anstelle von dem hier dann das..."
Aber... ist das wirklich so schwer zu verstehen? Dass 30min Stretching und sehr lockere Athletikübungen auf den Körper einen anderen Einfluss haben als eine Stunde Radtraining am Limit sollte doch nachvollziehbar sein?
Hier verabschiedet sich die Vernunft schnell. Denn vor allem anderen steht der Grund, weshalb man als Mensch auch nur irgend etwas tut: weil man's kann. Es geht und macht vielleicht auch noch Spass. Ausserdem ist der Nachbar schon wieder auf dem einen Strava-Segment schneller gewesen, das geht ja so nicht.
Die Moral von der Geschichte?
Einmal mehr: vielleicht gibt es die nicht. Wenn ihr euch aber in einer Situation findet, in der ihr euch fragt, ob ihr nun ein Training machen wollt, weil es geplant und / oder sinnvoll ist oder aber ob ihr es macht, weil ihr es könnt und ihr gerade Zeit habt, dann hört auf den Körper. Der sagt euch, ob es gut ist oder nicht. Und: hört wirklich auf ihn. Nicht auf den Kopf, der sagt: das geht schon!
Herzlich,
Fabian
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