"Und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage".
Wer mag Märchen?
Ich liebe sie. Immer schon. Geschichten, Märchen, Fabeln, Sagen… ich fand es schon immer toll, wie es einigen Autoren gelang, mich in fremde, fantastische oder auch ganz einfach völlig bekannte Welten zu entführen. Kein Soundtrack, keine Special Effects, nur meine eigene Fantasie und was ich in ihr erreichen konnte. Die Freiheit, die ich dadurch in meinem eigenen Kopf erleben durfte und darf, ist bis heute ohne Gleichen.
Was mich auch an Geschichten und Märchen fasziniert ist, dass sie ganz, ganz oft mit einer Nachricht daherkommen, die zwischen den Zeilen steht und auf den ersten Blick nichts mit der Geschichte an sich zu tun hat.
Cinderella zum Beispiel! Das Klischee der bösen Stiefmutter, die ein unscheinbares Mädchen misshandelt, das sich dann zur verborgenen Schönheit mausert und am Ende einer langen, harten und turbulenten Zeit als Prinzessin endet, mit der Macht, ihre Peiniger zu vernichten – was sie aber nicht tut? Eine schöne Geschichte, in jeder Facette. Doch so viel mehr! Da geht es auch um Vergebung, Charakter, Demut, Empathie!
Oder Hänsel und Gretel! Böse Hexe im Wald isst gerne Kinder, zwei davon sind aber schlauer und am Ende landet die Hexe selbst im Ofen. Die Kurzfassung? Kharma is a bitch!
Und am Ende immer wieder der Satz: "…sie lebten glücklich und zufrieden…".
Ist euch einmal aufgefallen, dass es immer beide Adjektive sind? Sie leben glücklich – UND zufrieden?
Mir fiel das erst vor kurzem auf, als mir vorgeworfen wurde, "wieder einmal nur unglücklich" zu sein. Da ging ich in mich. War das wirklich so? Ich meine, ja, meine kleinen Dämonen (aka meine Depression) klopfen hin und wieder mal an die Tür, weil sie gerne spielen wollen und dann kommt es vor, dass ich mich gerne einen Tag lang einschliessen möchte, doch… bin ich deswegen immer wieder unglücklich?
Das soll nicht anprangern, doch ich glaube, ich muss dem widersprechen. Denn: nein, ich bin an sich alles andere als unglücklich. Ich lebe derzeit an dem Ort, an dem ich gerne leben möchte, kann das tun, was ich am liebsten tue und bin auch sonst ganz gut beieinander. Nein, unglücklich bin ich nicht!
…aber ich bin nicht unbedingt immer zufrieden. Es gibt vieles, das ich gerne ändern möchte. Das ich gerne anders hätte.
An den meisten Tagen behelligt mich das nicht sehr, da ich in dem guten Wissen durch den Tag gehe, dass ich regelmässig und aktiv etwas dafür tue, DASS sich die Dinge ändern. Doch das heisst nicht, dass mir permanent kleine Einhörner aus dem Hintern fliegen, die Regenbogen kotzen. Ich bin hin und wieder ungeduldig. Und unzufrieden.
Das kann daher kommen, dass ich ein Training nicht so machen konnte, wie ich es wollte. Das kann kommen, weil ich nicht gut gegessen habe, nicht genug Schlaf hatte, nicht rechtzeitig aus dem Haus gegangen bin…
Ich glaube, Glück und Zufriedenheit sind durchaus zwei verschiedene Dinge, die sich weder gegenseitig voraussetzen noch ausschliessen.
Ich kann sehr wohl glücklich sein, dabei aber unzufrieden. Und ich kann alles in allem zufrieden sein, unterschwellig jedoch unglücklich. Und ja! Es gibt Momente, an denen bin ich keines von beidem im positiven Sinne, und dann macht es allgemein keinen Spass.
Das wäre doch mal ein Ziel: Beides. Und so permanent wie möglich?
Herzlich,
Fabian
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