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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

AutorenbildFabian Kremser

Gütesiegel

Man hat mir einmal gesagt, dass man über Geschmack nicht streiten kann. Warum tun wir es dennoch immer wieder?

"Die Wahrheit wie dir Kunst liegt im Auge des Betrachters". Irgendwer hat dieses Zitat einmal Oscar Wilde angedichtet, der sich aufgrund seiner durch Tod verursachten Unpässlichkeit kaum dagegen wehren konnte. Doch so geht es ja of: was Gandhi, Theodore Roosevelt, Shakespeare und Oscar Wilde angeblich alles inspirierendes gesagt haben sollen, geht schon lange auf keine Kuhhaut mehr und der einzige, der sich derzeit noch aktiv gegen so etwas wehren könnte wäre Seine Heiligkeit, der Dalai Lama, und dass der sich auf Schlammschlachten im Internet einlässt ihr meiner Ansicht nach eher unwahrscheinlich.


Sei's drum. Dass das mit der Wahrheit wohl tatsächlich in erster Linie Ansichtssache ist, erleben wir diese Tage auf allen Kanälen. Auch, dass sich genau darüber gestritten wird wie auf dem Schulhof. Die Kunst wendet sich derweil diskret ab, wohl in der Hoffnung, da nicht auch mit hineingezogen zu werden.


Dennoch wird hier gestritten. Ist euch das auch schon passiert? Da kennt ihr einen Menschen einige Zeit und vermeintlich auch recht gut und irgendwann hört ihr in seiner Wohnung, in seinem Auto oder sonstwo ein Lied von seiner / ihrer Playlist... und euer gesamtes Bild von dieser Person ändert sich innerhalb von Sekunden?


Was Musik angeht, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich in den allermeisten Genres noch irgendwo irgendetwas finde, mit dem ich mich anfreunden kann. Klar, behaupten alle von sich, doch gerade bei solchen Individuen war ich schon öfters das Objekt sich auf einmal ändernder Haltungen mir gegenüber, wenn ich einmal "meine" Mucke aufdrehte.


Und nein, damit meine ich jetzt nicht Runrig. Die spiele ich nicht jedem ab, dafür steht mir ihre Musik zu nahe. Auf die Frage aber, was ich zum Beispiel höre, wenn ich Sport treibe oder arbeite, kann ich klar antworten: nichts und alles.


Mit Musik in den Ohren trainieren geht bei mir nicht. Ich kann mich dann nicht auf mich konzentrieren und habe überdies das Gefühl, etwas zu verpassen. Bei der Arbeit hingegen hilft mir eine leise Hintergrundbeschallung hin und wieder tatsächlich, mich zu konzentrieren. Und was da läuft, ist voll und ganz willkürlich und von meiner Stimmung abhängig.


Ich mag die Beatles und Elvis Presley. Ich mag Vivaldi. Ich mag die Gebrüder Kalkbrenner ebenso wie Yo-Yo Ma, Oasis genauso wie Einstürzende Neubauten. Und ich mag Metal. Nicht diesen glorifizierten Kuschelrock wie Rammstein oder Manowar. Doch, die auch, aber was mir wirklich hilft, mich zu konzentrieren, sind Bands wie Behemoth, Mayhem und Darkthrone. Black Metal der ersten Stunde. Somit kann ich absolut verstehen, dass manche Leute gerne Musik hören, die in den Ohren anderer irgendwie einfach nur Lärm ist. Das persönliche Gütesiegel ist nun mal vor allem eines: persönlich.


Was ich jedoch bis heute nicht verstehen kann ist, wieso wir uns erlauben, aufgrund des Musikgeschmacks einer Person ein Urteil über sie zu fällen. Zu glauben, dass wir sie nun kennen, nur, weil sie beispielsweise gerne K-Pop hören.


Über Geschmack lässt sich leider sehr wohl streiten, oder es lässt sich Streit an ihm aufhängen. Wäre es nicht schön, wenn wir uns stattdessen etwas mehr austauschten?


Herzlich,

Fabian


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