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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

AutorenbildFabian Kremser

Erwachsen werden

Mir wurde in letzter Zeit mehrfach gesagt, ja, fast vorgeworfen, dass ich kein sehr positiver Mensch bin. Wie es dazu kam und woher das an mich herangetragen wurde, spielt dabei in dem Moment keine Rolle, doch gibt es mir natürlich durchaus zu denken. Vor allem, wenn es wieder und wieder geschieht.

Es ist durchaus möglich, dass ich in den letzten Jahren nicht die positivste Weltanschauung verinnerlicht oder nach aussen getragen habe. Papperlapapp, ich weiss ja selber, dass es nicht so ist. Und ich will hier auch gar nicht gross erklären und rechtfertigen. Mich hatte eine Depression in den Klauen und ich entkomme ihr nur langsam. Dass dieser Prozess für meine Mitmenschen zeitweise nur schwer zu ertragen ist, kann ich mir bestens vorstellen. Das macht es auch nicht besser.


Doch ich frage mich natürlich: warum nehmen mich andere so wahr? Ich denke, dass hier viel gegenseitiges Verständnis gefragt ist. Und Vertrauen. Wenn man nämlich grundsätzlich erwartet, dass ein Mensch nur Schlechtes von sich gibt, dann wird schon das "Guten Morgen" zur Kriegserklärung. Lassen wir das.


Stattdessen frage ich mich selbst: sehe ich alles nur negativ?


Ich glaube nicht. Nein, wirklich nicht. Doch ich merke, wie ich die Dinge, die mir Freude bereiten, mehr und mehr für mich behalte. Das mag nicht viel Sinn machen, doch in meinem Fall ist es eine direkte Reaktion darauf, dass ich mich in vielen Situationen des Lebens ganz einfach... nicht wahrgenommen oder sogar fehl am Platz fühle. Beispiele?


Ich mag Lego. Ich liebe Lego. "Ach, das ist doch etwas für Kinder, da bist du doch langsam zu alt dafür".


Ich liebe Bücher und lese gerne, diskutiere Bücher gerne. "Dann musst du dir eben jemanden suchen, der das mit dir macht".


Ich mag Harry Potter, den Herrn der Ringe und wie sie alle heissen. "Nein, das ist nicht so meins, ich habe zwar weder die Bücher gelesen noch die Filme gesehen, aber das ist nichts für mich und die Leute, die das mögen, sind in meinen Augen eher mal etwas schräg".


Ich liebe Runrig, Paolo Conte, Fabrizio de Andrè, die Dubliners, Irische Folksmusik. "Kannst du nicht mal etwas laufen lassen, das ein wenig Spass macht?"


Ich mag Tee und Kaffee. "Nein, das mag ich nicht so sehr, das kannst du alleine trinken".


Ich mag Rotwein, guten Whisky und die Gespräche dazu. "Ach, davon werde ich nur müde und den harten Alkohol mag ich nicht".


Ich mag es, Joggen zu gehen. "Nein, ich komme dir doch nicht hinterher!"


Ich mag Black Metal. "Lass das bitte nicht zu laut laufen, was sollen die anderen von dir denken?"


Ich mag Philosophie und Streitgespräche. "Halt' dich bitte mit solchen Sachen zurück, wenn wir dort und dort sind, die Leute mögen es nicht, wenn du so bist".


Die Liste ginge leider noch weiter.


Man sagt, dass man ein Spiegelbild der Menschen ist, mit denen man sich am meisten umgibt. Wenn ich mir das so vor Augen halte, finde ich eigentlich nur ein Wort dafür: Fuck.


Rollende Steine. Erwachsen werden ist einfach nur anstrengend. Ich geh' mal schaukeln.


Herzlich,

Fabian


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