Stress, schön und gut – oder eben NICHT gut und auch nicht schön. Aber irgendwie etwas, das dazuzugehören scheint und die Vorsätze sind klar. Nun aber mal weiter im Text, denn ich war ja eigentlich damit beschäftigt, mal wieder ein wenig in den Vordergrund zu rücken, was für mich im Alltag als Sportler denn so alles wichtig ist.
Klar, dass man da eher früher als später auch über die Ernährung reden muss. Oder auch hier: relativieren wir etwas. Klar, dass man da eher früher als später über die Ernährung reden SOLLTE.
Eine landläufige Meinung, vor allem bei jüngeren Sportlern, scheint zu sein: "ich bewege mich regelmässig mehr als alle anderen, die ich kenne, also bin ich gesunder und das heisst, ich kann essen, was ich will".
In der Theorie stimmt das natürlich schon, aber auch nur, solange wir "essen" damit gleichsetzen, verwertbare Energie aufzunehmen. Was ich für mich in den letzten Jahren allerdings gelernt habe, ist folgender Grundsatz: es gibt einen grossen Unterschied zwischen "essen" und "ernähren", ebenso wie es einen Unterschied gibt zwischen "Nahrungsmitteln" und "Lebensmitteln".
Wir essen Nahrungsmittel, während uns Lebensmittel ernähren. Bevor das noch komplexer wird, ein paar Beispiele.
Ich will hier gar nicht gross auf Dinge wie "5 am Tag" und derart eingehen, denn am Ende sind die meisten in Bezug auf die Ernährung absolute Eunuchen: sie wissen theoretisch, wie man's macht… gehen wir also auf das ein, worüber selbst im Ernährungscoaching selten gesprochen wird (und was selbst in diesen seltenen Fällen noch häufig an den Wellenbrechern der eigenen Meinung abbrandet – das ist aber wieder ein ganz anderes Thema).
Gestalten wir unsere Ernährung mit dem einzigen Ziel, grosse Nährstoffe (also Makro-Nährstoffe) aufzunehmen, die da wären Fett, Kohlenhydrate und Proteine, dann kann man durchaus mal sagen: "es gibt keine schlechten Kalorien". In sich ist diese Aussage absolut korrekt: eine Kalorie ist eine Masseinheit für die Energiedichte von etwas und die kann weder gut noch schlecht sein.
Viel wichtiger ist das Transportmittel, und da braucht man kaum gross zu argumentieren: da sind wir sofort wieder beim "kommt darauf an". Denn hier gibt es absolute Unterschiede, da hält auch das Wort "Transportmittel" sofort als Beispiel her: es macht einen definitiven Unterschied, ob man mit einer Bimmelbahn von Zürich nach Paris fährt – oder im TGV.
Bei den Nahrungsmitteln ist es so, dass sie die Makronährstoffe oft im Hochgeschwindigkeits- und Hochkapazitätstransport in den Körper pumpen. In Mengen und Massen, die unmöglich verarbeitet werden können. Ein wunderbares Beispiel hierfür sind zum Beispiel Hamburger: während ein selbstgebackenes Vollkornbrot, das als Bun verwendet wird, hier etwa um die 150 kcal vorweist, von denen ein Teil als etwa 30g Kohlenhydrate daherkommt, ist es bei einem "herkömmlichen" Bun so, dass es bei gleichem Gewicht schnell mal an die 100kcal mehr enthält und auch fast doppelt so viele Kohlenhydrate mitbringt. Unterscheiden wir dann noch zwischen einem selbstgemachten Patty (also dem Fleisch) und einem, das tiefgefroren und abgepackt ist, sehen wir nochmals einen Unterschied von 30kcal, wobei das abgepackte auf einmal noch Kohlenhydrate enthält, deutlich mehr Fette und als Ausgleich dazu weniger Proteine.
Natürlich sind das kleine Mengen – doch wenn man sich das vor Augen hält und hochrechnet, kommt man schnell zu dem Schluss, dass sich das summieren kann.
Unter der "Lupe" ist die Argumentation so gesehen absolut korrekt: das sind nur Kalorien und so gross ist der Unterschied nicht. Auf einer etwas grösseren Bühne und auf das Gesamte betrachtet werden genau diese kleinen Unterschiede jedoch absolut wichtig: die überflüssigen Kalorien sind dabei nur eine untergeordnete Sache. Viel wichtiger ist das Transportmittel: die Qualitätsunterschiede zwischen selbst gebackenem Vollkornbrot und abgepackt gekauftem Weissbrot werden schon in der Konsistenz sichtbar. Das eine verdient die Bezeichnung "Brot" und besteht aus Mehl, Wasser, Salz und etwas Hefe, das andere hat die Konsistenz eines Schwammes und beinhaltet ausser diesen vier Zutaten noch eine ganze Liste an Geschmacksverstärkern, Konservierungsmitteln und sonstiger Chemie, die zum einen dafür sorgen, dass solche Sachen gerne mal ein Jahr und mehr haltbar sind und die zum anderen bei übermässigem Konsum den Körper nachhaltig kaputt machen.
Es ist nämlich absolut nicht so, dass diese Dinge, die man nicht braucht, ganz einfach durch den Körper geschleust und dann wieder ausgeschieden werden. Das wäre schön, doch das ist leider nicht der Fall. Stattdessen kommen diese kleinen, giftigen Bestandteile durchaus in den Körper: sie gehen auf unsere Zellen und werden dort aktiv, wo es eigentlich die ganzen Mikronährstoffe tun sollten. Der Effekt ist – langfristig – dass eben diese Zellen nicht mehr ganz so sauber arbeiten, wie sie es eigentlich sollten. Es wird weniger Sauerstoff umgesetzt, sofort weniger Fett verbrannt (das wird dafür dann abgelagert, "für später"), Kohlenhydrate ebenfalls weniger effizient verbrannt (und der Überschuss dann auch wieder gut verstaut). Der Effekt: Man beginnt erst, langsam zuzunehmen, dann wird man anfälliger für Stress und Belastungen, das Immunsystem fährt herunter (weil es quasi im "Inneren" bereits mehr als genug zu tun hat), die Leistungsfähigkeit bricht ein, man schläft schlechter… der Teufelskreis beginnt.
Das alles sind Dinge, die ich persönlich als Sportler versuche zu meiden wie der Teufel das Weihwasser (wobei ich diese Metapher am Ende für nichts anderes halte als den Beweis dafür, dass besagter Teufel eigentlich recht clever ist: in kaum einer Form des Wassers finden wir mehr Verunreinigungen und Bakterien als in dem besagten Weihwasser… doch das gehört nicht hier her). Belassen wir es dabei, dass es für mich von keinerlei Interesse ist, meinen Körper durch mein Essen zu schädigen – was leider etwas ist, das regelmässig und oft passiert. Natürlich wird man gerne mal emotional dabei, denn am Ende mag es niemand, wenn man ihm aufzeigt, dass er oder sie die eigene, sportliche Karriere durch so etwas banales wie Gummibären womöglich aufs Spiel setzt. Auch wird uns durch die Werbung ja auch gerne mal suggeriert, dass uns gewisse Energydrinks Flügel verleihen und damit absolut gesund sein müssen.
Heisst das nun aber, dass ich niemals Junkfood esse, nie Cola trinke, nie eine Fertigpizza in den Ofen stecke?
NEIN.
Auftritt: Paracelsus. Die Dosis macht's. Natürlich bin ich mir absolut bewusst, dass ich mir nicht gerade etwas Gutes tue, wenn ich einen Döner Kebab einer selbst zubereiteten, vollwertigen Mahlzeit vorziehe, doch am Ende ist Ernährung etwas, das nicht nur das Essen selbst beinhaltet, sondern auch noch eine ganze Menge mehr: da ist der soziale Aspekt, der Emotionale Aspekt. Wenn ich zum Beispiel einen Block von mehreren Tagen gut und hart trainiert habe, geniesse ich es auf einer völlig emotionalen Ebene, ein Dosenbier zu öffnen und dazu eine Fertigpizza zu essen. Und die geniesse ich dann auch.
Viel wichtiger ist das grosse Ganze, und da lohnt es sich durchaus, einmal ganz ehrlich mit sich zu sein und sich zu fragen: will man essen – oder sich ernähren?
Herzlich,
Fabian
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