Ein Sprichwort besagt: "Du kannst entweder Erfolg haben - oder Erklärungen. Nicht beides".
Damit ist in dem Fall nicht gemeint, dass sich Erfolg nicht erklären lässt. Vielmehr das Gegenteil: der Nicht.Erfolg lässt sich - vermeintlich - immer irgendwie erklären. Wir sind bei Schritt 2 von 8.
Von "Schrödinger's Athleten" habe ich schon mehr als einmal geschrieben. Dieses Prinzip lässt sich auch sofort auf das Leben im Allgemeinen ausweiten: sobald wir damit beginnen, uns auf ein bestimmtes Ziel zuzubewegen, besteht sofort auch die Möglichkeit, es nicht zu erreichen.
An dieser Stelle gibt es natürlich eine gefühlte, metrische Tonne von "guten Ratschlägen" und Sprüchen wie "man darf einfach nicht negativ denken" und dergleichen, doch am Ende wird nichts davon jemals ersparen, dass man früher oder später die Arbeit einfach machen muss. Es ist naheliegend, dass man sich ganz gerne die Möglichkeit schafft, einen Ausweg zu haben. Diesen braucht man eigentlich nicht, doch es fühlt sich gut an, wenn er - zumindest hypothetisch - da ist. Was heisst das konkret?
In dem Augenblick, in dem wir die ersten Schritte in Richtung eines anderen ICH's, eines anderen Lebens tun, werden wir mit einer grossen Menge an Emotionen und Fragen überhäuft. Schaffe ich das? Bin ich auf dem richtigen Weg? Warum ist das so hart? Warum bin ich so inkonsequent? Und so weiter...
Das unterliegende Problem ist hier oft, dass wir uns nur ein Bild davon machen, wo wir hin wollen und nicht, wie wir dort hin kommen. Der Weg ist also etwas, das im besten Fall einfach passiert, was zur Folge hat, dass man ihn nicht einschätzen kann. Es ist in etwa so, als würde man sich vornehmen, morgen von Zürich nach Hamburg mit dem Auto fahren zu wollen. Hamburg ist das Ziel, das Auto das Transportmittel. Also steigt man ein und merkt in St. Margrethen: Ich sitze seit anderthalb Stunden im Auto und bin noch nicht einmal in Deutschland angekommen... um Himmels Willen, es ist schon 10 Uhr früh, wenn es so weitergeht bin ich ja erst Nachts in Hamburg...
Interessanterweise würde das kaum jemand so machen. Nicht in der Zeit von Google Maps, GPS und Routing-Funktionen, die einem nicht mehr wie alles sagen: wie weit die Strecke ist, wie lange man dafür brauchen wird und wo man am besten Rast machen, Tanken kann. Egal was, egal wie - man geht mit einer ziemlich klaren Vorstellung an die Sache heran.
Geht es um uns selbst, unser Wohlergehen, unsere Gesundheit - meiner Meinung nach Dinge, die um ein Vielfaches wichtiger sind als eine auf die Minute genau ausgerechnete Fahrtenroute für das Auto - lassen die meisten nicht einmal einen Bruchteil dieser Vorbereitung angedeihen, springen ohne Plan ins "Feld"... und merken sehr schnell, dass sie sich unter Umständen ein wenig viel vorgenommen haben.
Die Reaktion ist zweischneidig: Einerseits ist es einem nicht recht und man beginnt, sich selbst in einem anderen, meist nicht wirklich positiven Licht zu sehen. Das wäre Schritt 3. Andererseits versucht man, auch sich selbst gegenüber zu rechtfertigen, weshalb man noch nicht weiter ist, als man eben ist: man sucht Erklärungen. Und findet sie.
Diese sind fast in allen Fällen eigentlich absolut rational: ich habe heute so lange gearbeitet und bin nun müde, da macht es keinen Sinn mehr, nun noch Sport zu treiben. Ich habe noch Muskelkater von gestern, das wäre jetzt nicht gut. Ich habe einfach keine Zeit zum Kochen, da ist es besser, ich mache ein Schnellgericht oder lasse etwas vom Lieferservice kommen. Mein Trainingkamerad hat heute keine Zeit, da mache ich auch nichts, sonst bin ich ihm / ihr voraus und wir wollten ja gemeinsam... und so weiter.
Hier ist ein weiterer Punkt, in dem ich als Coach ins Spiel komme - und von dem aus man den Sprung von diesem Hamsterrad schaffen kann.
Meine Aufgabe ist hier, den Fokus wieder auf das zu legen, was eigentlich wichtig ist: das EIGENE Ziel, das ungeachtet von allen und allem anderen im Vordergrund und hinter jedem Spielzug stehen sollte.
Herzlich,
Fabian
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