Vernunft, Geduld... Tugenden sollen das sein. Also bin ich mal eben "tugendhaft", ich muss mich allerdings ablenken. Und heute gelang mir das schon zweimal sehr gut - mit dem Telefon.

Kennt ihr das? Alle Jahre wieder, oder ehe: jedes Quartal aufs Neue machen sie die Runde. Das Telefon klingelt. "Hallogutentagichmacheeineumfrageinderganzenschweizhabensienureineminutemehrbrauchtesnichtnureineminutebitte". Man will mir etwas verkaufen. Eine Versicherung, ein Telefonabonnement, Google-Adwords.
Ich bin versichert. Ich habe ein Telefonabonnement. Und ich bezahle ganz sicher niemanden für eine Arbeit, die ich nun wirklich verdammt nochmal selber tun kann.
Gut, diese Leute tun ihren Job und ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie kaum aufgewachsen sind mit dem Wunsch, später einmal für einen Hungerlohn anderen Menschen am Telefon auf den Geist zu gehen. Also Empathie. Ich verstehe und anerkenne, dass der Typ oder die Typin, die mir da gerade das Ohr vollschnorrt, schlicht und einfach eine Quote erfüllen muss und an sich auch lieber etwas anderes tun würde. Da sind wir schon zwei, aber sei's drum.
Wenn ich in solchen Fällen höflich (und das halte ich mir hoch - ich BIN höflich) sage, dass ich kein Interesse habe oder mir die Zeit nicht nehmen mag und es damit dann erledigt ist: gut.
Was ich jedoch auf den Tod nicht ausstehen kann ist, wenn man dann an die Wand gestellt wird. "Ah, das ist nett von ihnen, doch ich habe ehrlich gesagt kein Interesse".
...
"WARUM?"
Es war der wunderbare René Borbonus, der in einem Vortrag einmal sagte: "Wenn ihr ein Nein begründet, geht es nicht mehr um das Nein, es geht nur noch um den Grund".
Das scheint vielen Menschen nicht bewusst zu sein. Von beiden Seiten her. Ich habe mir das in solchen Fällen allerdings durchaus gemerkt und versuche, es regelmässig umzusetzen. Ich sage "nein, danke". Vielleicht sage ich auch: "Das tut mir leid, doch nein, danke." Das ist zwar gelogen, es tut mir keinesfalls leid, aber in dem Fall würde ich mal sagen, dass ich damit keinen Schaden anrichte.
Was ich jedoch nicht tue - nicht mehr - ist, mein Nein jemand völlig fremden gegenüber, der mir ungebeten meine Zeit raubt, zu rechtfertigen, warum ich das nicht will.
Da das heute bereits zweimal genau so vorkam, hat es mich abgelenkt. Und vielleicht konnte ich ja noch dem einen oder anderen etwas mitgeben.
Herzlich,
Fabian
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