Wir wissen alle, wie man rennt. Warum schlagen wir dann nicht Usain Bolt oder Eliud Kipchoge?
Tatsächlich ist das eine "Gretchenfrage". Im Sport und im Coaching lohnt es sich, sie immer wieder zu stellen: warum erreichen einige all das, andere nicht?
Die Antwort gefällt nicht allen gleich gut. Denn: natürlich gibt es Dinge wie die Genetik und die äusseren Umstände, die dazu führen, dass einigen diverse Dinge leichter von der Hand gehen als andere. Nehmen wir Eliud Kipchoge und Usain Bolt doch gleich einmal als Beispiel: sie beide haben genetische Voraussetzungen, die vielen im zentralen Europa ganz einfach aufgrund ihrer Abstammung fehlen. So weit, so gut. Dennoch sind es beides absolute Ausnahmeathleten. Warum?
Keiner von beiden stand eines Morgens auf und war in der Lage, die 100m unter 10 Sekunden respektive den Marathon unter 2 Stunden zu laufen. Beide arbeiteten lang und hart auf diese Leistungen hin. Bolt sagte dereinst in einem Interview: "Ich habe vier Jahre trainiert, um zehn Sekunden lang zu laufen". Wenn man das ins Verhältnis setzt, ist es auf einmal kein Wunder mehr, dass die meisten sportlichen Erfolge erst nach Jahren der konsequenten Arbeit sichtbar werden.
Das Problem hierbei ist, wie so oft, unser Ego: was in den allermeisten Fällen nämlich notwendig ist, um sportlich grossen Erfolg zu haben, sind nicht die grossen, harten, brutalen Trainings, sondern vielmehr die kleinen, einfachen Dinge, die es dafür umso regelmässiger zu tun gilt. Und die am Ende eine riesige Herausforderung darstellen, denn mal ehrlich: wie viel Vertrauen braucht es in die eigenen Fähigkeiten, den eigenen Weg, um sicher zu sein, dass es ausreicht, jeden Tag nur vier Übungen für die Rumpfstabilisation zu machen? Und nicht etwa sieben, die alle irgendwo weh tun?
Wie viel Vertrauen braucht es, bei einem längeren Radtraining mit 25km/h zu fahren, wenn man auch mit 32km/h fahren könnte und gleichzeitig sicher zu sein, dass man das richtige tut?
Hier trennen sich Spreu und Weizen, um mal bei den Metaphern zu bleiben. Hier wird sich herausstellen, wer die notwendige Residenz und Konstanz aufbringt, um Körper und Geist an einen Punkt zu bringen, an dem die anvisierten Erfolge zur Realität werden.
Das ist es, was Einfach, nicht leicht am Ende bedeutet: eine lockere Einheit zu absolvieren, ist einfach. Sie auch wirklich locker zu behalten, ist jedoch nicht unbedingt leicht... die Herausforderung ist vor allem auf der mentalen Ebene zeitweise enorm!
Vielleicht denkt ihr da einmal dran, wenn ihr euch wieder dabei ertappt, über die Stränge zu schlagen. Ich weiss, ich werde es versuchen...
Herzlich,
Fabian
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