"Nach dem Rad fahren anzulaufen fühlt sich an, als liefe man auf rohen Eiern." - so der Volksmund. Und ja! Nach einem Radsplit von mehreren Stunden in die letzte Disziplin zu wechseln fühlt sich in der Tat oft sehr seltsam an. Dennoch ist es ein Teil des Triathlons, der mich auch heute noch unglaublich fasziniert.

Energie.
Dieses Wort fällt mir ein, wenn ich an das Laufen denke.
Für mich war die Realisierung, dass ich auch zum Laufen im Stande war, ein Befreiungsschlag sondergleichen, mehr noch als zu entdecken, dass mich das Fahrrad relativ weit durch die Gegend bringen würde.
Ich war schon immer verliebt in die Hügel rund um meine Heimat Aadorf, die Wälder, die Wege darin. Doch waren meine Möglichkeiten, sie zu erkunden, klar begrenzt: ich kam schlicht nicht so weit herum, wie ich es gerne wollte. Und aufgrund meines relativ akuten Asthmas war mir nie in den Sinn gekommen, es mit Laufen zu versuchen.
Laufen: das verband ich damals mit einem hoch roten Kopf, Atemnot und Muskelkater, denn nur so kannte ich es. Als ich in jener schicksalshaften Nacht des Jahreswechsels 2000 / 2001 beschloss, fortan dem Sport einen Versuch zu geben, änderte sich das. Denn mir war klar: das, was ich bisher getane (oder auch nicht getan) hatte, hatte nicht funktioniert. Also würde ich es anders machen.
Die Überlegung war einfach: warum ging mir immer der Atem aus - und kurz darauf die Energie? Ganz einfach: weil ich zu schnell los lief. Also war die Überlegung naheliegend: ich würde ganz einfach einmal eher langsam loslaufen. Joggen. Auf meine Atmung achten, auf meinen Rhythmus.
Und siehe da: auf einmal konnte ich ins Nachbardorf und zurück laufen, ohne dass mir schlecht oder schwarz vor Augen wurde.
In dem Moment vergrösserte sich meine Welt exponentiell, denn ich begann, meine Hügel und Wälder laufend zu erkunden. Mein "Territorium" wurde immer grösser, meine Anzahl man Routen ebenfalls und meine Form dabei immer besser. Was ich beibehielt war, immer etwas langsamer zu laufen, als ich es eigentlich hätte können...
Das Laufen war es am Ende wohl auch, das bei mir die Wende in Richtung "Profisport 2.0" möglich machte. Oder mir, um es mal auf Deutsch zu sagen, den Arsch rettete.
Aus dem tiefsten Punkt meiner Depression heraus fragte ich mich nämlich, was ich tun konnte, was ich verändern konnte, um irgendwie, irgendwo wieder ein wenig Regelmässigkeit, Struktur, SINN in mein Leben zu bekommen. Und die Antwort war schnell gefunden: ich konnte nicht wie früher morgens um 4:30 aus den Federn hüpfen und zwei Stunden in der Kälte laufen. ABER ich konnte morgens um fünf aufstehen - und eine halbe Stunde locker joggen.
Zwar tat ich mich lange, lange Zeit schwer damit und von Genuss war keine Rede. Ich lief, weil ich es mir vorgenommen hatte und weil ich merkte, dass ich es MUSSTE. Doch irgendwann zahlte sich die Geduld aus. Es wurde besser. MIR ging es besser. Langsam, schleichend. Aber stetig.
Heute... auch heute ist das Laufen ein Teil meines Lebens, der mir mehr bedeutet als nur das körperliche Training. Es ist Meditation, Frustbewältigung, Freude, Feiern, alles in einem. Ich habe lange und mit viel Geduld daran gearbeitet, mir wieder eine nennenswerte Basis aufzubauen. Nun wird es auch hier in den kommenden Wochen und Monaten heissen: auf zu neuen Ufern!
Ich bin gespannt, was sich hinter der Hügelkuppe alles entdecken lässt!
Herzlich,
Fabian
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