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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

AutorenbildFabian Kremser

Eine Trilogie, Teil 2: Rad fahren

Während ich beim Schwimmen über all die Jahre, die ich mich nun schon als Triathlet bezeichne, immer mehr Wissen und Können anhäufte, stand ich bei der zweiten Disziplin zu Beginn irgendwie an. Es wollte und wollte nicht besser werden.

Heute kann ich for allem anderen sagen: ich hatte schlicht keine Ahnung von Fahrrädern oder dem Rad fahren als Sport. Zwar wusste ich, dass es die Tour de France und die Tour de Suisse gab, doch damit hatte es sich schon fast. Lance Armstrong war mir noch ein Begriff, ebenso Jan Ullrich. That's it.


Da ich auf diesem Gebiet weder theoretisches noch praktisches Wissen besass, war ich demjenigen von anderen ausgeliefert, wobei ich einige Lektionen fürs Leben mitnehmen konnte. Zum einen, dass viele Triathleten ebenfalls absolut keine Ahnung haben, das aber nie zugeben würden. Zum anderen, dass viele Fahrradhändler in erster Linie an einem interessiert sind: Verkaufen.


Mein erstes Fahrrad war denn auch viel zu gross und hatte eine Übersetzung, die alles andere als Optimal für mich war. Doch es war einfach normal, oder? Bergauf fehlte mir schlicht die Kraft und nach ein paar Minuten im Aerolenker tat einem halt der Rücken weh. Oder? Oder?


Das ging tatsächlich relativ lange so. Zwar wechselten meine Räder immer wieder und ich hatte auch mal das eine oder andere unter mir, auf dem ich mich besser fühlte, doch so richtig Druck machen konnte ich auf keinem davon. Was mit der Zeit zu dem Irrglauben führte, dass ich schlicht und einfach ein schlechter Rad Fahrer war und mich deshalb auf die anderen beiden Disziplinen konzentrieren sollte. Zu einer Zeit, zu der im triathlon die Entscheidungen eigentlich immer auf der Laufstrecke stattfanden, war das in meinen Augen absolut okay.


Bis ich dann eines Tages erleben durfte was es heisst, auf einem Rad zu sitzen, das auf den Millimeter genau auf meine Physis und Beweglichkeit abgestimmt ist. Auf einmal war es nicht mehr: früh aus dem Wasser kommen, das Rad irgendwie überleben und dabei nach hinten durchgereicht werden um am Schluss noch Schadensbegrenzung zu betreiben. Nun war es: vorne aus dem Wasser und dann ab die Post! Ich begann, auch hier mit den besseren Athleten im Feld mitzureden, zumindest auf den kürzeren Distanzen. Auf den längeren tat ich mich nach wie vor schwer, was im Nachhinein unter anderem auch an meiner relativen Jugend lag.


Ich verkündete damals mit vollem Mund, dass es absoluter Bullshit sei zu behaupten, man sei mit zwanzig, 21 Jahren noch zu jung für die Langdistanz, weil man sich dabei kaputt mache. Ich unterschreibe noch heute, dass dieses Argument schlicht nicht den Tatsachen entspricht, zumal ich in den letzten Jahren immer wieder erlebt habe, was von Athletinnen und Athleten im Leistungssegment auf der Kurzdistanz verlangt wird. Raubbau am Körper ist nur einer der Begriffe, die mir hier einfallen. Ich habe jedoch meine Meinung geändert, was den Grund für die Behauptung angeht. Nicht die Belastung ist es, sondern schlicht die fehlende Resilienz. Die fehlenden Stunden, der fehlende Aufbau. Die fehlenden Kilometer. Die fehlenden Grundlagen.


Bei mir dauerte es eine ganze Weile, bis das Basistraining endlich zu greifen begann. Kombiniert mit schlechtem Material und ebenfalls nicht der besten Beratung führte das alles dazu, dass ich lange Zeit der Auffassung war, auf dem Rad schlichtweg nichts zu können.


Heute weiss ich, dass dem nicht so ist. Mein Ehrgeiz, immer mehr über mich und meinen Sport zu lernen griff auch hier irgendwann und ich begann sogar, meine Räder selbst zusammenzubauen.


Nun steht ein nächster Schritt an: es wird Zeit, dass ich auch auf dem Rad aus mir heraushole, was ich nur kann. Dass das nicht nur übermässig hartes Training bedeutet, ist mir absolut klar. Stattdessen werde ich auch hier die gleiche Pedanterie an den Tag legen, wie schon beim Schwimmen und von Anfang an die Detail berücksichtigen.


Das Rad wurde für mich zwar noch nicht zur Paradedisziplin, doch ich hab in den letzten Jahren gelernt, es nicht nur zu schätzen, sondern wirklich zu lieben. Es ist eine Art der Freiheit, ein Weg, die Welt neu zu erleben.


Dass man dabei hin und wieder mit fünfzig km/h über die Fläche brettern kann, ist ein willkommener Bonus...


Herzlich,

Fabian


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