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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

  • AutorenbildFabian Kremser

Ein Schritt zurück

All through the day: I, me, mine, I, me, mine, I, me, mine...

So sang bereits 1970 George Harrison auf dem letzten Album der Beatles, "Let it be". Dass viele der Lieder der "Fab Four" enorm zeitlos sind sowohl in Bezug auf die Musik selbst als auch auf den Inhalt brauche ich kaum zu erwähnen, doch gehen mir gerade diese Tage gleich einige Songs nicht aus dem Kopf.


Wir schreiben das Jahr 2020, es ist März und einmal mehr wird es bereits jetzt tagsüber sehr warm. Es wäre das perfekte Wetter für Ausflüge, Sport, um draussen in Cafés zu sitzen, sich zu treffen, frühe Grillparties zu organisieren. Wäre da nur nicht diese kleine Unannehmlichkeit, die unterdessen selbst von der WHO, der Welt-Gesundheitsorganisation, als Pandemie eingestuft wurde. Wäre da nur nicht das Coronavirus.


Ich erspare es nun euch und auch mir, nochmals alle möglichen Informationen dazu zusammenzutragen. Aus zwei Gründen: Erstens braucht man derzeit nur irgend ein beliebiges Medium zu bedienen um sattsam und rund um die Uhr damit überflutet zu werden. Zweitens haben das Andere schon für mich gemacht, mit einer Objektivität und vor allem so Informativ, dass ich mir das alles schlicht sparen kann. Folgenden Link lege ich dennoch jedem nahe:



Der Schweizer Comedian und Moderator Stefan Büsser hat in diesem Video in etwas mehr als 15 Minuten geschafft, was davor eine Unzahl von Experten, Medien und Formate in den letzten 15 Tagen nicht gelungen ist: er bringt das Thema auf den Punkt, informiert sachlich und kompetent. Dass der Clip auch noch unterhaltsam ist, kommt als grosser Bonus hinzu und ich für mein Teil bin ihm dafür sehr dankbar. Auch wiederhole ich mich hier gerne nochmals: Überlasst es den Komikern, in Zeiten der Krisen alles auf einen Punkt zu bringen.


Was haben nun die Beatles, das Coronavirus und ich miteinander zu tun?


Um es frei heraus zu sagen: ich fühle mich nicht wohl derzeit und dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen ist da einmal der Fakt, dass ich dank meiner chronischen Asthma-Erkrankung nun mal klar zur Risikogruppe gehöre. Das wird nicht gerade erleichtert durch die Tatsache, dass ich ziemlich sensibel auf alles mögliche reagiere. So löst nun im Augenblick jeder kleine Husten, jede noch so kleine Reaktion auf Pollen, Staub oder ähnliches - und da gibt es viele - in mir eine kurzfristige Mini-Panik aus, die ich am besten mit den folgenden zwei Worten beschreiben kann: "Oh... Fuck."


Aus und vorbei ist es mit der Rationalität, da kann ich mich einfach nicht mehr gegen wehren. Zwar bin ich gesund, tue für mein Immunsystem was ich kann (und das ist viel) und habe mich vor kurzem auch noch völlig ohne Zusammenhang mit all' dem noch von meinem Arzt abchecken lassen, der am Ende der Untersuchung ebenfalls noch meinte, er mache sich um mich keine Sorgen... doch was nutzt das am Ende, wenn man sich kaum noch wehren kann gegen die Fülle an Angst, Meldungen, Verschwörungstheorien und alles, was da auf einen hereinprasselt?


Doch ist das noch nicht alles. Ich versuche meinen Teil dazu beizutragen, das Ganze so gut wie möglich Vergangenheit werden zu lassen. Ich arbeite von zuhause aus, was in meinem Beruf als Coach gut möglich ist. Ich trainiere im kleinstmöglichen Aktionsradius, sprich, gehe zu Zeiten laufen, zu denen ich mehrheitlich alleine bin, vermeide riskantes Gelände und halte die Runden kurz. Das Rad bleibt auf der Rolle stehen, die ich zur Not ja auch in den Garten nehmen kann wenn es um die frische Luft geht. Das Schwimmen lasse ich ganz einfach mal sein, denn ich sehe absolut keinen Grund, mich in einen eiskalten See zu begeben, nur, um vielleicht noch einen oder zwei Kilometer im Wasser zu bekommen. Ich ernähre mich gut und setze auf perfekt ausgeklügelte Nahrungsergänzung, die mir seit einigen Jahren schon enorm gute Dienste leistet. Gleichzeitig arbeite ich aktiv daran, auch anderen zu helfen gesund zu bleiben, präventiv zu denken und sich vielleicht sogar auch finanziell abzusichern. Ich könnte mich also einigermassen gut und sicher fühlen... oder?


Was mir tatsächlich Angst macht sind die Dinge, die ich nicht kontrollieren kann und ich denke, dass das auch das Problem der meisten ist, die sich jetzt mit aller Kraft den aufgelegten Verordnungen widersetzen. Das individuelle Bedürfnis nach sozialer Opposition schlummert wohl in jedem Einzelnen von uns und nirgends wird es so deutlich zutage treten wie in Ausnahmesituationen. Für Teenager sind es oft die Auswirkungen der Pubertät, die sie zu wirklich grossen Dummheiten verleiten (Stichwort "Corona-Parties"), ab Mitte dreissig heissen die Aussetzer gerne einmal "Ironman" oder dergleichen (um den Bogen zu schlagen: wie viele Aufrufe zum gemeinsamen Radtraining ich in den letzten 24 Stunden auf Facebook gesehen habe, weiss ich nicht mehr...) und im gehobeneren Alter könnte man derzeit den Eindruck gewinnen, dass eine Polonaise der Altersklasse 80+ durch die lokalen Supermärkte der letzte Schrei ist.

Doch einmal mehr scheint man die nötigen Schlüsse daraus nicht zu ziehen. Stattdessen werden bereits wieder Mahnfinger erhoben, in den Kommentaren wird scharf geschossen und angeprangert. "IHR benehmt euch unverantwortlich". "Ja, ABER DIE doch auch"...


Das klingt abgedroschen. Ist es auch. Es ist so unendlich lange durchgekaut und aufgewärmt, dass man es nur noch ausspucken möchte. Eben "I, me, mine". Ich, mir, meins...


Aber... können wir das nicht auch ganz einfach einmal auf die Verantwortung übertragen?


Ich verhalte mich entsprechend, gehe nicht nach draussen wenn es nicht nötig ist und halte mich von anderen fern.


Ich gestalte mein Training so, dass ich weder mich noch andere gefährde.


Ich tue mir etwas Gutes, kümmere mich um mein Immunsystem und schütze damit gleichzeitig auch die, die mir am nächsten sind.


Ich kümmere mich um mich und lasse die, die sich nicht um sich kümmern wollen, eben das Ihre tun...


Lasst uns doch einfach mal mit diesem so unendlich ermüdenden Mist aufhören. Lasst uns doch einfach mal die Füsse tief halten und unsere eigene Bedeutungslosigkeit geniessen. Lasst uns doch endlich einmal aufhören, jede Gelegenheit zum Belehren, Klugscheissen, Anprangern und Schimpfen zu nutzen. Lasst uns doch einfach mal dieses ewige, fast schon prinzipielle Gegeneinander aufgeben.


When I find myself in times of trouble,

Mother Mary comes to me,

Speaking words of wisdom:


Macht ihr mit?


Herzlich,

Fabian

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