Es gibt auf unserem Planeten gesamt 14 Berggipfel, die über 8000m hinausragen. Einige davon würde ich gerne besteigen. Über 8000m Höhe über dem Meer spricht man von der "Todeszone". Warum? Und: ist sie wirklich so tödlich?
Über 8000m ist die Luft so dünn, dass es uns Menschen eigentlich nicht möglich ist, dort zu überleben. Der Körper stirbt, wortwörtlich. Das Ziel einer Hoch-Expedition ist also, auf den Gipfel und wieder herunter zu kommen, bevor das eintrifft. Und gemessen an den erfolgreichen Besteigungen kann man unterdessen sagen: die Todeszone hat sich verlagert.
Lassen wir die ganzen Statistiken mal beiseite. Klar kommen relativ viele Menschen dort oben ums Leben, doch wenn wir den Killer Nr. 1 auf der Welt suchen, dann müssten wir zwangsläufig zu der Einsicht kommen, dass wir ein immens grösseres Risiko eingehen, wenn wir uns Abends hinlegen, als wenn wir auf einen Berg steigen.
Der Grund dafür ist… Sucht.
Bitte?
Ja, Sucht. Bequemlichkeit heisst die Droge, nach der wir süchtig sind. Ich erkenne es bei mir selbst immer wieder: man gewöhnt sich an nichts so schnell wie daran, faul zu sein.
Man gebe einer durchschnittlichen Person wiederkehrende, emotionale Stimuli, gutes Essen, günstige (oder sogar billige) Unterhaltung und man kann zusehen, wie sie ihre Ambitionen aus dem Fenster werfen. Willkommen in der "Komfortzone"!
Oh, als Sportler wissen wir genau, dass diese "Komfortzone" etwas ist, das wir hin und wieder verlassen müssen, um erfolgreich zu sein. Nur… die Komfortzone hat, wie jede Droge, viele Gesichter!
Natürlich ist es wichtig, im Training hin und wieder hart zu trainieren. Und ja – dann geht man bewusst aus einer Zone heraus, die sich noch gut und sicher anfühlt. Dazu gehört meiner Meinung nach nur schon, wann man im Winter bei Minusgraden aus dem Haus und Laufen geht. Autsch!
Doch die Komfortzone ist der Ort, an den wir uns zurückziehen, wenn wir vor allem emotionale Sicherheit brauchen. Oder möchten, denn da ist sie wieder: die Sucht.
Warum vergessen so viele, junge Leute ihre Ambitionen, die an einem Tag noch überdimensional waren so schnell, sobald sie das erste Mal im Leben eine Liebesbeziehung eingehen?
Die Antwort: die Komfortzone streckt ihre Tentakel aus und nimmt sie in den Griff. Und schon ist es geschehen.
Natürlich ist es angenehmer, an einem Samstag Morgen bis in den Vormittag hinein im Bett zu kuscheln, dann gemeinsam zu duschen, gemütlich Kaffee zu trinken und anschliessend einen faulen Nachmittag auf der Couch zu verbringen, als das warme Bett vor der Partnerin oder dem Partner zu verlassen, sich in die Laufkleider oder aufs Rad zu schwingen und dort eine bis zwei Stunden intensiv zu trainieren. NATÜRLICH!
Doch ist das genau der Moment, in dem sich die metaphorische Spreu vom nicht weniger bildlichen Weizen trennt. Einmal ist keinmal, dem stimme ich zu. Aber zweimal ist einmal zu viel. Wir gewöhnen uns an nichts so schnell wie daran, uns bequem zu fühlen. Und da wieder auszubrechen… das ist manchmal ein Ding der schieren Unmöglichkeit.
Es gibt 14 Berge auf dem Planeten, die über 8000m hoch aufragen. Diese Gipfel sind in der "Todeszone" – doch sie sind der Ort, an dem Träume leben und wahr werden.
Unsere Komfortzone hingegen ist der Ort, an den Träume gehen, um zu sterben.
Was ich damit sagen will?
Nichts. Macht damit, was ihr wollt. Doch fragt euch, was ihr wollt im Leben. Ich weiss, was ich will… und deshalb gehe ich jetzt in die Kälte und mache es mir so richtig unbequem.
Herzlich,
Fabian
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