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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

  • AutorenbildFabian Kremser

Die Moral vor dem Ende

Was tun, wenn sich die ganze Welt gegen einen verschworen hat? Oder wenn es sich zumindest so anfühlt? Wenn man in dem ganzen Strudel von Schuldgefühlen und Enttäuschungen damit beginnt, die eigenen Macken bei anderen zu erkennen? Was tun, wenn der Blick in den Spiegel nicht das zeigt, was man gerne sehen möchte?

Tatsächlich gibt es mehrere Möglichkeiten, die jedoch nicht unbedingt eine Besserung der Situation herbei führen. Man kann zum einen ganz einfach ignorieren, was man sieht. Dann wird man auf die eine oder andere Art leise weiter an der Welt leiden, ändern wird sich jedoch nicht viel. Man kann Anstoss daran nehmen und sich über sich selbst aufregen. Auch das ist nicht wirklich hilfreich, denn man wird nach wie vor nur darunter leiden.


Eine fast natürliche Reaktion ist, dass man beginnt, sich vermeintlich über diejenigen zu erheben, die einem den Spiegel vorhalten. Nicht im moralischen Sinne und auch nicht derart, dass man beginnt, ihnen Vorträge zu halten. Vielmehr in einem intrinsischen Sinn, der dazu führt, dass wir auf "die anderen", die ihr Leben eben nicht im Griff haben, herabsehen - oder sie zumindest mit Mitleid betrachten.


Es ist sehr schwer, in diesem Zustand aus dem Hamsterrad auszubrechen, denn man sieht schnell vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Man ist hin und her gerissen von den Dingen, die in einem vorgehen und die einen davon abhalten, das Leben zu verändern, zum besseren zu verändern, überwältigt davon, dass man sich selbst nicht motivieren kann, mehr zu tun und verzweifelt ob der Tatsache, dass man sich täglich mit Schuldgefühlen herumschlagen muss. Hier objektiv zu bleiben, kann fast unmöglich sein.


Da mag es eine vermeintliche Lösung darstellen, wenn man die Möglichkeit bekommt, das vermeintliche, eigene Versagen auch in anderen wiederzuerkennen. Man arbeitet zwar nicht aktiv an der eigenen Entwicklung, rechtfertigt dies aber damit, dass ALLE ANDEREN dies auch nicht tun. Der Unterschied besteht darin, dass man selbst in der Lage ist, die Macken, Probleme und Fehler der anderen zu erkennen, was einem einen - abermals vermeintlichen - Vorsprung gibt.


In solchen Momenten ist es auch als Coach enorm schwierig, mit objektivem und vor allem auch noch brauchbarem Rat zur Seite zu stehen. Was soll man denn schon sagen, wenn die Perspektive eines Menschen es ihm verbietet, Gutes zu erkennen? Oder wenn er gar völlig zu macht und sich selbst so verschliesst, dass nichts mehr an ihn heran kann?


In der Regel bleibt nur eins: Zuhören. Zuhören, Fragen stellen und nochmals zuhören.


Man kann aus diesem Kreis ausbrechen. Doch wird das nur dann funktionieren, wenn man in der Lage ist, sich selbst mehr oder weniger an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen: es braucht einen Kraftakt. Dieser kann emotionaler oder mentaler Natur sein, doch nur schon das notwendige "Stop" zu rufen, braucht Energie. Viel davon. Doch wenn man es schafft... dann öffnen sich langsam neue Wege.


Herzlich,

Fabian


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