Hand aufs Herz: wer von euch wusste mit 8, 9 Jahren, was er oder sie gerne später im Leben machen würde? Wer tut genau das heute? Und… wer kam irgendwann einfach irgendwo an und… blieb dann dort, weil es gerade ganz gut ging?
Nicht, dass das verkehrt wäre. Eigentlich ging mir das ja auch so… zwar kam natürlich während der Schulzeit die Frage einmal auf, was man denn später werden wolle. Schnupperlehren und so. Wenn ich daran zurückdenke, dann kann ich nur sagen, dass ich zwar viele Ideen hatte, doch keinen wirklichen Plan. Ein Beruf? Es gab so viel!
Ich hätte mich als Koch gesehen, als Bäcker, Konditor, aber auch als Tischler, Schreiner, Bootsbauer. Als Grafiker, als Maler. Vielleicht noch Polymechaniker. Sportler, Coach und Diagnostiker standen nicht mal auf der Liste…
In meinen derzeitigen Beruf rutschte ich eigentlich einfach hinein. Es begann mit dem Triathlon, der mich begeisterte, dann mit dem Schwimmen, wo ich sehr viel lernte und dann meine ersten Trainingspläne und -Programme schrieb, die erst mich, dann ein paar Freunde deutlich weiterbrachten. Ich machte einen Ironman und wusste: das war es. Kurz darauf erhielt ich die Möglichkeit, das alles beruflich zu machen: erst mit einer Profilizenz, dann durch eine Ausbildung zum Coach bei meinem eigenen, damaligen Trainer… und von da an lief es eigentlich immer in die gleiche Richtung. Und es stimmt für mich. Ich habe mir etwas aufgebaut, das mein Eigenes ist und das mir ein Leben ermöglicht, wie ich es an sich führen will (das mit dem Geld… das gehen wir noch an).
Ich denke, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass das alles so ablief, wie es eben lief. Und doch… Unterstützung hatte ich dabei nicht wirklich viel, wenn ich mir das so überlegte. Man liess mich machen, ja, doch aktiver Support? Da musste ich selbst für sorgen, was auch immer wieder mal zu Problemen führte. Es war der einfache Deal: wenn es klappt, okay, wenn nicht… dann haben wir immer noch die Möglichkeit, dir zu sagen, dass wir… nun, dass wir es dir halt eben gesagt hatten. Wie oft ich damals gehört habe, dass das, was ich tue, weder eine Zukunft noch eine Berechtigung hat, weiss ich nicht mehr…
Das ist etwas, das mich noch heute immer wieder einmal auf die Palme bringt: dass Menschen, teils in meinem nächsten Umfeld, offenbar besser zu wissen glauben, was das Richtige ist für mich, als ich selbst.
Ich überlege mir dann immer, warum mir niemand mit 14 Jahren, als ich mich für den Bootsbau zu interessieren begann, gesagt hat: Hör mal, lass das lieber, das liegt dir nicht, du solltest viel eher etwas in Richtung Gartenbau (als Beispiel) machen. Ausserdem, wenn du dich jetzt festlegst… woher willst du wissen, dass du das in 10, in 20, in 30 Jahren noch machen willst?
Das wären berechtigte Einwände gewesen, doch hätte ich damals gesagt: Ich werde Koch! – dann wäre das als Berufswahl akzeptiert und unterstützt worden.
Unterdessen weiss ich (glaube ich) ziemlich genau, was ich will. Ich weiss, wo ich leben und wohnen will, was ich gerne tun möchte und auch, was ich auf keinen Fall will.
Wenn ich allerdings einigen Menschen in meinem Umfeld glaube, dann ist das alles gar nicht wahr und ich rede mir etwas ein, habe Angst vor Veränderung, kann doch gar nicht wissen, was ich will…
Wie kommt es, dass man Teenagern sofort glaubt, wenn sie sagen, dass sie bestimmtes in ihrem Beruf / Leben wollen, dass einem jedoch alle Zurechnungsfähigkeit abgesprochen wird, wenn man das Gleiche in einem Alter tut, in dem die Hälfte der Bevölkerung bereits ihre erste Scheidung hinter sich hat?
Ich will darauf keine Antwort, ich suche auch keine. Das Einzige, was mir plausibel erscheint ist, dass es Menschen gibt, welche die Dinge anders sehen als ich. Und das ist auch gut so! Doch ob eine andere Weltanschauung dazu berechtigt, jemanden in eine Schublade zu stecken in der Hoffnung, dass er dadurch eine Metamorphose durchläuft, die ihn dann in das eigene Weltbild passen lässt, hier wirklich der richtige Weg ist?
Nur ein paar Gedanken. Aufwachsen ist auch mit 36 noch nicht viel besser geworden.
Herzlich, Fabian
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