…und dann war auf einmal alles wieder offen. Wo es am einen Tag noch Maskenpflicht und Zertifikat hiess, ist nun weitgehend wieder alles offen und es sieht so aus, als wäre dieser Mist, der uns die letzten zwei Jahre begleitet hat, endlich mehr oder weniger vorbei.

Eigentlich könnte man meinen, dass sich in den letzten Jahren und durch alles, was wir mitmachen (mussten) eine Art Basis für schöne Dinge wie mehr Toleranz, Rücksicht, Gemeinschaftsgefühl entwickelt hatten. Ich fand diese Hoffnung durchaus berechtigt…
…bis ich dann heute Nachmittag den Pool aufsuchte.
Meine Damen und Herren: Das Schwimmbad ist wieder offen. Und hiermit erkläre ich es sofort wieder zum Kriegsgebiet!
Meine Fresse! Okay, es sind Schulferien und dass man sich da denkt: hey, es ist Nachmittag, draussen kalt – nutzen wir das doch und gehen mit den Kindern ins Schwimmbad, wir können ja wieder!, das ist für mich absolut verständlich. Doch bei dem, was mir da auf der Bahn begegnete, waren die unterliegenden Gedanken wohl eher: Hey, ich darf wieder schwimmen! Zeit, ins Wasser zu steigen, mich dort dermassen rücksichtslos und asozial aufzuführen, dass es bei anderen Brechreiz auslösen könnte, was mir aber egal ist, denn die Welt dreht sich ja um mich. Ab dafür, und ordentlich zugeschlagen: wenn ich nicht jedem auf der Bahn mindestens einmal eine verpasst habe, bevor ich fertig bin, habe ich versagt!
Ich geb's zu – ich bin gerade etwas emotional aufgeladen, denn es kamen gerade einige Dinge zusammen. Zum einen mag ich es nicht, wenn im Pool so absolut keine Rücksicht auf Andere herrscht und wild um sich geschlagen wird. Zum anderen geht es mir gegen den Strich, von irgendwelchen fetten Arschlöchern mit Mundgeruch getreten, angespuckt und angeatmet zu werden, wenn man sich gerade mal am Beckenrand trifft. Das hat nichts mit Corona zu tun, hier geht es mir um Anstand.
Und ich frage mich: waren die auch da, als noch die Zertifikatspflicht galt?
Wer jetzt hofft, mich bei einer Äusserung wie "Impfen ist super" oder "Das Zertifikat macht Sinn" zu erwischen: sorry. Ich bin nach wie vor absolut dafür, dass jeder für sich selbst entscheidet und bin auch nicht der Meinung, dass Diskriminierung irgendeiner Art Schule machen sollte.
Denn ich denke nicht, dass mit dem Ende der Zertifikatspflicht auf einmal alle Assis aus dem Bunker gekrochen kamen, um sich munter unters Volk zu mischen und ihre Ignoranz in grossen Portionen zu verteilen. Oh nein.
Ich bin vielmehr überzeugt davon, dass die Grundstimmung im Pool kein bisschen anders ist als sie es noch vor einem Monat war. Damals verteilte es sich nur besser.
Tatsächlich waren die, die sich heute wie lötige Teufel im Wasser aufführten, haargenau diejenigen, die schon in den letzten Wochen regelässig im Pool waren und denen ich ganz einfach aus dem Weg ging, weil ich kein Interesse auf Vollkontakt-Sparring hatte.
Diejenigen, die nun "neu" oder "wieder da" waren, benahmen sich in erster Linie so, wie man es von Wasserratten erwartet, die lange auf ihr Hobby verzichten mussten: sie freuten sich sichtlich, dass sie endlich wieder schwimmen konnten und teilten das mit anderen.
So gesehen war's heute schon das, was ich mir erhofft hatte, nur bekam ich diverse Menschen, die sich selbst wohl als die geistige Elite sahen, von einer Seite zu spüren, die ziemlich das Kharma befleckende Gedanken in mir hervorrief.
Nun denn – auch das wird sich legen. Und ich mache mir ein Memo: schulfreie Nachmittage sind in Zukunft vielleicht eher etwas zu meiden.
Es ist alles wieder offen – und ich für mein Teil freue mich darüber!
Herzlich,
Fabian
212/365
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