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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

AutorenbildFabian Kremser

Grit

Wie weit würdest du gehen, um deine Ziele zu erreichen?

Da ich diese Frage in meiner Arbeit mit Athletinnen und Athleten immer wieder einmal stelle, bin ich der Ansicht, dass ich sie mit auch immer wieder mal selber stellen sollte.


Ein kleiner Hinweis: "Alles" ist hier meistens die falsche Antwort. Nicht, weil man nicht der Ansicht wäre, bereit zu sein, alles zu tun, sondern weil die meisten von uns irgendwo ihre Grenzen haben. Das ist nur menschlich.


Irgendwie ist es in solchen Fällen müssig, Dinge zu fragen wie: ja, aber was, wenn...? Fakt ist: wir haben irgendwo diesen Punkt in uns, über den hinaus wir nicht bereit sind, uns zu pushen. Bei den meisten ist der irgendwo zwischen körperlichen Schmerzen und reeller Gefahr für Leib und Seele angesiedelt. Andere zerbrechen auf der Suche danach, entweder körperlich, geistig oder total. Und einige ganz wenige schaffen es, ihn immer weiter vor sich her zu schieben.


Menschen, die am Berg sterben zum Beispiel. Diejenigen, von denen wir hören, sind entweder solche, die grosses Pech gehabt haben oder aber solche, die in den Bergen zuhause waren und dort ganz einfach ihr Schicksal erfüllten. Das macht es nicht weniger tragisch, doch sind das meistens Menschen, die exzellent sind in dem, was sie tun.

Hier kommt eine simple Wahrheit zum Zug: gewisse Dinge kann man nicht spielen. Natürlich steht es jedem Frei, sich einen Ganzkörperanzug von Mountain Hardwear zum Kniehohe Bergstiefel von La Sportiv zu kaufen, um dann in 8000er-tauglicher Montur wie ein Idiot auf einer Skipiste herumzuwandern. Doch den wenigsten wird das reichen, also werden die Risiken immer grösser, bis...


Wo ist meine Grenze?


Hier muss ich ganz ehrlich zugeben: ich glaube, ich bin zeitweise ein wenig weich geworden. Oder besser: ich habe mich teilweise ein wenig zu sehr von der Meinung anderer beeinflussen lassen. Das wurde mir bewusst, als ich vor kurzem ein Video auf YouTube sah, in dem der Kanadier Lionel Sanders portraitiert wurde. Eine besondere Szene traf mich besonders: man sah in einem schlecht belichteten Video um eine Ecke herum, wie Lionel auf seinem Rollentrainer sass. Nein, man hörte es mehr. Und man hörte ihn. Er schrie. Er fluchte. Er schrie wieder vor Schmerzen. Dann brach er in Tränen aus. Und fuhr dennoch weiter.


Das traf mich deshalb, weil ich dachte: hey, das kenne ich doch? Das bin doch ICH?


Natürlich kann das jeder von sich behaupten, das ist mir klar, und es geht hier auch nicht darum, mich mit einem Ausnahmeathleten wie Lionel Sanders zu vergleichen. Doch es gab in meiner Vergangenheit mehr als eine Gelegenheit, in der ich schreiend, fluchend, ja, heulend auf der Rolle sass, in der ich in einem Intervall den Pausenknopf drückte und mich kurz darauf neben der Strasse übergab, in der im Schwimmbad meine Arme so sehr brannten, dass mir schwindlig wurde und ich danach zitternd am Beckenrand lag. Warum bin ich das nicht mehr?


Es wäre so, so einfach, hier mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und zu sagen: wegen DEM und DEM habe ich... doch am Ende läuft es wieder darauf hinaus, dass man immer nur so viel an sich heran und auf sich wirken lässt, wie man bereit ist. Und offenbar war ich sehr oft nur allzu bereit, mich zurückzunehmen, damit sich andere in meiner Gegenwart besser fühlten. Oder damit ich ihre Richtlinien von "vernünftig" erfüllte.


Gibt es einen Weg zurück?


Natürlich! Ich habe mir ja vorgenommen, den zu gehen! Also wäre es an der Zeit, mich hier an meiner eigenen Vergangenheit zu orientieren und den Menschen wieder aus dem Schrank zu lassen, der mir damals meine erste Profikarriere ermöglichte. Eben den Typen, der bereit ist, sich bis zum kotzen zu schinden - und der das geniesst! Und vor allem: der dazu steht, das zu geniessen!


Zeit für ein Rollentraining.


Herzlich,

Fabian


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